Philosophisches Gequatsche

  • Ich will mich nicht wiederholen, aber schlimm für mich ist wirklich, wie die Teilnehmer in fast allen Hellinger-Familienaufstellungen mehr iatrogene Schäden mitbekommen, die man dann mit nach Hause nimmt und dort auch noch ALLEINE gelassen wird, wenn man nachher nicht den Mut aufbringt, in einer wertschätzenden Therapie seine neuen oder alten, wieder aufgerissenen Wunden behandeln lassen will!

    Ich kann nur empfehlen:

    • Sich informieren über den Ausbildungsstand des oder der Therapeuten.
    • Wenn man solch eine Familienaufstellung nach Hellinger besucht, sollte man ein solches Seminar erst einmal nur als sog. Double oder Beobachter im Plenum besuchen, ohne seine Familie selbst aufzustellen - wie du es ja wohl gemacht hast.
    • In keinem Fall autoritäres oder abwertendes Verhalten akzeptieren. Kein Therapeut hat das Recht, jemanden abzuwerten oder zu etwas zu zwingen!
    • Keiner weiß mehr über sich, als man selbst. Daher sollte man nie seine Eigenverantwortung aus der Hand geben!
    • Erst einmal zuerst nur seinen Gefühlen trauen.
    • Immer daran denken: Alles, was mit Dir in einer Familienaufstellung geschieht, muss man selbst ausbaden, nicht der Therapeut, der einen danach auch noch mit seinen "Scherben" alleine läßt!

    Diese Regeln sollten eigentlich für alle Therapeuten sowieso selbstverständlich sein, ganz gleich, nach welcher Methode sie arbeiten!

    Auf Deine Frage: "Was strahlt man aus" hat vor allem die NLP vieles zusammengetragen, um es dann therapeutisch zu nutzen. Hier hat man sich gefragt, warum der eine Therapeut mehr Erfolge hat, obwohl er dasselbe mit gleichem Menschenbild und Methode tut?

    Zum einen sind es all die nonverbalen Zeichen, die sein Körper ausstrahlt und auch ich konnte als Lehrer bei den morgens ankommenden Kindern schnell am schlaffen oder herzlich-festen Begrüßungshandschlag bemerken, dass was den Schüler bedrückt, was am Wochenende wieder alles passiert ist usw...

    Dann sehe ich - gelernt aus der Pathophysiognomie - auch an den Gesichtszügen oder am unsicheren Blick der Augen, die meinem direkten Blick nicht standhalten können und schnell abweichen.... All das zeigt mir, dass was den anderen bedrückt oder innerlich in eine gewisse aggressive Stimmung versetzt hat. Und dann ist es auch, wie man sich fortbewegt oder in welcher Stellung man auf dem Stuhl sitzt: z.B. ängstlicfh die Arme vor der Brust verschränkt als Schutz vor möglichen Angriffen, was macht er mit seinen Fingern usw.... oder wie locker-neugierig sizt da einer vor mir in einer dann typischen Körperhaltung usw...

    Übrigens:
    Bei den Talk-Sendungen mit Marcus Lanz sieht man auch immer gleich, wenn er mit seiner Hand an den Mundwinkeln spielt und nach vorne gebeugt seinen Ellenbogen demonstativ aufstützt, dass jetzt fordernde, aggressive Fragen von ihm ausgehen werden, die er oft unverschämt häufig immer wiederholt, um was herauszulocken, wenn der andere unsicher dann doch was sagt, was er eigentlich lieber nicht geäußert hätte hi hi hi :)

    Das könntest Du bestimmt auch bei Deinen Sitzungen gut einschätzen, wenn man weiß, worauf man achten soll :)

    Also austrahlen tut jemand schon deutlich, was in ihm so alles rumort, was ihn traurig, ängstlich oder freudig bewegt oder was sein Gegenüber (ohne zu reden) über sich selbst unbewußt preis gibt - wenn man mit der Zeit gelernt hat (oder auch durch ein Studium zusätzlich erfahren konnte) was es für Signale gibt, die bei einer Person häufig mehr verraten, als der Betreffende sprachlich mitteilen will :)

    :emojiSmiley-41:Tschööö - Bernie :emojiSmiley-102:

    9 Mal editiert, zuletzt von Bernie (9. Mai 2021 um 17:24)

  • Ich hatte bei der Sitzung die "beobachterrolle" und ja, die Dame wurde nachher mit dem "Ergebnis" alleine gelassen, was dazu führte dass sie ihren Eltern gegenüber schuldzuweisungen gemacht hat: nicht ihnen direkt gegenüber sondern in einem Gespräch mit mir.

    NLP, ja auch ein gutes Werkzeug in Verhandlungen und auch in meetings 😉 Ich achte darauf keine "falschen" Signale zu senden:verschränkte Arme gezielt einsetzen, beim Zuhören eine "willkommenshaltung" einnehmen, selbst auf die fussstellung achten(ein fuss zur Seite gedreht signalisiert schon "Flucht"), ein "autsch" geht auf den "harmoniewille" und dem inneren Wunsch sein Gegenüber nicht zu verletzen. So kann ein hoher Preis mal weh tun 😂 (griff ans Herz und schweres durchatmen z. B.)


    Auch Dinge wie "das Gegenüber spiegeln" können sehr hilfreich sein.

    Umgekehrt achte ich auch verstärkt auf diese nonverbale Kommunikation meines Gegenübers.


    Aber das ist "Arbeit" dementsprechend setze ich das nur in Situationen ein, in denen es für nötig halte. Auf deutsch: begnest du mir auf der Straße, siehst du mich wie ich bin

    😂😂Am Rande: manche erlebe ich die das dann so überzogen praktizieren, dass es schon offensichtlich ist, dass sie in dem Bereich geschult wurden 😂 da macht es immer wieder spass "Flagge" zu heben "na, in welchem Training hast du das denn gelernt" und plötzlich laufen die Gespräche ganz anders: natürlich

    6 Mal editiert, zuletzt von Illmix (9. Mai 2021 um 17:57)

  • OH-JA, das ist "Arbeit". Aber es lohnt sich, hier seine Aumerksamkeit zu schulen. Dann kann man oft sein Gegenüber viel besser einschätzen und gibt selbst keine falschen Signale, die einem eventuell schaden könnten. Eine immer wieder spannende Sache, wie z. B. Marcus Lanz zu beobachten - wie oben beschieben!

    Diese nonverbalen Signale sind natürlich u.a. auch bei den Politikern interessant zu beobachten, gerade jetzt, wo der Wahlkampf schon begonne hat!

    :emojiSmiley-41:Tschööö - Bernie :emojiSmiley-102:

  • Jap: schon alleine das Wissen, wie "das spiel" funktioniert, lässt einen sein gegenüber viel bewusster wahrnehmen. Und man merkt auch eher, wenn das Gegenüber dieses Spiel bewusst spielt um ein gewisses Ziel zu erreichen. Auf deutsch:"man lässt sich nicht mehr so leicht " verarschen" und durch eine enttarnung ein "natürliches Gespräch" erzeugen. Auf der anderen Seite sehe ich es aber auch als Pflicht, dieses Wissen mit Verantwortung zu nutzen

    Edit: ich habe komische Hobbys 😂😂 ich habe mir tatsächlich eine Zeit lang reden angeschaut um die redner lesen zu lernen. Eines kriegt man nicht in den griff: die augenbewegung. Ja, man kann bewusst welche machen, aber nein man kann sie beim Reden nicht verhindern. Die Augen verraten dann auch die gut trainierten

    Nochmal edit: zu den Augen...man kann lesen "kramt etwas aus dem Gedächtnis", "kramt in seinen Gefühlen" "kramt in seiner Phantasie(kann bedeuten:lügt)"

    Hierbei gibt es ein bewegungsschema, das am häufigsten vorkommt, aber es ist dennoch individuell. Hier kann man mit passenden Fragen seine Antworten bekommen. Frag, wie fühlst du dich: schau wo die Augen vor der Antwort hingehen, bring bewusst zum lügen, frag nach etwas aus dem Gedächtnis.

    4 Mal editiert, zuletzt von Illmix (9. Mai 2021 um 19:55)

  • Genau so ist es ! :applaus1:

    Das ist kein komisches Hobby, sondern eine billige Art von eigener Fortbildung! :) Dafür müssen andere viel Geld zahlen, um das Erkennen und Anwenden von nonverbaren Signalen mit allen Variationen in Kursen und Workshops zu lernen!

    Bei uns im Kollegium haben wir Förderpädagogen regelmäßig Supervision gehabt und hier oft auch Fallbesprechungen gemacht, in denen immer ein Lehrer oder eine Lehrerin den Schüler spielen muss, um den es in der Besprechung geht. So kann dann der Klassenlehrer nachher sinnvoller agieren und die beste, passende Kommunikation erfolgreicher anwenden.

    In diesen Rollen-spielen (mit Anteilen von Morenos Therapierichtung , dem sog. "Psychodrama" ) habe ich immer sehr gerne den hysterischen Schüler gespielt, der ja alle seine unechten Gefühle nur als Mittel zum Zweck spielt, um andere damit zu erpressen, um sehr kreativ unbedingt mit allen Mitteln das zu erreichen, was er egozentrisch erreichen will - koste es, was es wolle - hi hi hi! :)

    Das hat auch immer nebenbei höllischen Spaß gemacht, wie andere Kolleginnen eher den schüchternen oder den aggressiven Spieler besser drauf hatten und diesen Typus vorspielen mussten, um anhand dieser Signale immer wieder neu seine Kommunikation darauf auszurichten und dabei zu lernen, wessen geistes Kind dieser Schüler ist und ob er uns nur seine Angst, Scham, Entsetzen oder Verzweiflung vorgespielt hat. So::emojiSmiley-80: oder so::punk01: ha ha ha

    Dabei siehst du es auch richtig, dass die Augen bei allen möglichen Signalen sich äußerst selten verstellen können - frei nach dem Schlagertitel: AUGEN LÜGEN NIE! :emojiSmiley-102:

    (hupps: Ich glaube, der Urtitel dieses Schlagers, gesungen in den 70igern von Michael Holm, hieß aber : "Tränen lügen nie" hi hi hi :10hallo2:

    :emojiSmiley-41:Tschööö - Bernie :emojiSmiley-102:

    5 Mal editiert, zuletzt von Bernie (9. Mai 2021 um 20:23)

  • Das ist kein komisches Hobby, sondern eine billige Art von eigener Fortbildung

    Ja, so sehe ich das auch. 😂 Aber... ob wir hier noch Mitleser haben? Ich habe in meinem direkten Umfeld die Rolle "der mit den komischen Hobbys" 😂 Dazu noch keine Ahnung von Fußball 😉 Ja, das gemeine ist, es macht wirklich Spaß gewisse Praktiken anzuwenden hier sollte man nie vergessen( Bernie ich denke da wieder an Mitleser) dass man es hier mit Menschen zu tun hat, mit denen man "spielt". Ich Vergleiche das jetzt gerne mit kampfkunst: man kann hier viel erlernen, neben körperliche und geistige Beherrschung auch wie man sehr effizient seinen Gegner zu Fall bringt. Und hier muss man sich bewusst sein, dass man mit erlernen dieser Techniken auch gleichzeitig die große Verantwortung trägt sie nicht zu Missbrauchen.

  • ... Ich Vergleiche das jetzt gerne mit kampfkunst: man kann hier viel erlernen, neben körperliche und geistige Beherrschung auch wie man sehr effizient seinen Gegner zu Fall bringt. Und hier muss man sich bewusst sein, dass man mit erlernen dieser Techniken auch gleichzeitig die große Verantwortung trägt sie nicht zu Missbrauchen.

    Das sehe ich genauso! Mensch-sein heißt nämlich (aus meiner am Sinn orientierten Sicht) IMMER auch Bewußt-sein und damit unmittelbar auch permanent Verantwortlich-sein. Denn es kommt nie und nimmer nur auf eine (wie gut auch immer gut erlernte)Technik an, sondern immer nur auf denjenigen, der die Technik handhabt, auf den Geist, in dem sie gehandhabt wird! :boy_lupe:

    :emojiSmiley-41:Tschööö - Bernie :emojiSmiley-102:

    Einmal editiert, zuletzt von Bernie (9. Mai 2021 um 22:03)

  • Abgehoben. ^^

    Euer letztes Schreiben klingt sehr elitär.

    Mal bedacht, dass ich irren kann? Selbstreflexion (gerade bei viel Verantwortung), sich zurück nehmen?

    Bedacht, dass ihr eigene Signale aussendet, die das Gegenüber beeinflussen. Und dann wiederum euch?

    Ja, interessante Gespräche. Weiter machen bitte. :)

  • Der Geist ist Werkzeug und Waffe zu gleich. Und je besser man "das Messer gewetzt" hat, desto mehr muss man damit aufpassen, das man eben nur die Fesseln aufschneidet und nicht gleich den Arm amputiert ;)

    Noch mal edit: dann folgt für mich logisch die Frage "Was will ich ausstrahlen"

    Und gleich darauf folgt die Frage: Was KANN ich ausstrahlen. Diese Frage ist mir persönlich wichtiger, weil "breiter". Erst wenn man sein (ganzes) können kennt, kann man den Willen richtig umsetzen ? Und schon folgt die nächste Frage: Setze ich dann mein können und wollen für mich, andere oder alle ein ?

    Wie sag ich immer so gern: Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich wollen, wie ich könnte :D

    Wissen nutzt nur wenn man es anwendet. :midi36:

    footer1580945957_19460.png

    Es wurde bereits alles gesagt - nur noch nicht von jedem ;) (Karl Valentin)

  • Hallo laurens

    natürlich kann man irren. Muss man sogar, denn dadurch lernt man erst richtig.

    Und um reflektieren zu können, braucht man einen Spiegel. Der eigene ist dabei genauso wichtig wie der, der einem vorgehalten wird ?

    Und Bernie und Illmix

    soweit alles richtig, was ihr da erörtert, aber eben eher theoretischer Natur. In der Praxis kann man das durchaus auch anwenden und auch (Teil-)Erfolge haben, solange man den Geist/die Ratio anwenden kann. Aber schon so eine kleine Emotion wie Wut, Liebe kann sich so stark auswirken, das all das einfach hinweg gewischt wird. Da wirds dann interessanter, finde ich. Der rationale Teil ist relativ "einfach" zu steuern, der emotionale gerät schnell mal in den Bereich des unkontrollierbaren. Da muss man auch gar nicht erst in extreme gehen, ganz normales "sich verlieben" kann schon reichlich an Kontrolle nehmen. Sehr starke Gefühle noch viel mehr.

    Wissen nutzt nur wenn man es anwendet. :midi36:

    footer1580945957_19460.png

    Es wurde bereits alles gesagt - nur noch nicht von jedem ;) (Karl Valentin)

  • Der Geist ist Werkzeug und Waffe zu gleich. ...

    Und gleich darauf folgt die Frage: Was KANN ich ausstrahlen. Diese Frage ist mir persönlich wichtiger, weil "breiter". Erst wenn man sein (ganzes) können kennt, kann man den Willen richtig umsetzen ? Und schon folgt die nächste Frage: Setze ich dann mein können und wollen für mich, andere oder alle ein ?

    Wie sag ich immer so gern: Wenn ich könnte, wie ich wollte, würde ich wollen, wie ich könnte :D

    Ich kann nur wieder den letzten Satz wiederholen, indem ich Deine 1. Frage (ob mein Geist Werkzeug und Waffe zugleich ist) hoffentlich eindeutig beantworte mit der obigen Wiederholung:

    Es kommt doch nicht nur auf eine Technik an, sondern immer nur auf denjenigen, der die Technik handhabt, auf den Geist, in dem sie gehandhabt wird!

    Die weiteren Fragen von Dir ZumaFx stecken alle mehr oder minder in den drei Grundsätzen, die ein weiser Philosoph einmal vor Jahrtausenden vor Christi Geburt sagte und darin schon genau die damit existentiell wichtigsten Menscheitsfragen in eine einfache Forrm brachte:

    1.) Wenn ich das nicht tue, wer soll das tun?

    (Damit ist die Einzigartigkeit jedes Menschen gemeint und gegen den Versuch jeglicher Vermassung oder provisorischen Daseinshaltung gerichtet nach dem Motto: Verantwortung ist ja gar nicht nötig.)

    2.) Und wenn ich das nicht jetzt tue, wann dann?

    (Damit ist die Einmaligkeit jeder Situation gemeint und gegen jede Flucht in die illusorische Welt der Nicht-Verantwortung oder impersonalen Ewigkeit und weit weg von der Auseinandersetzung mit einem - manchmal bis oft - tragischen Alltag.)

    3.) Und wenn ich das nur für mich selbst tue, wer bin ich?“

    (Damit ist eine selbsttranszendente Hinlenkung in die Richtung der Welt der Werte und Aufgaben gemeint, die jeder für sich jeden Tag, ja selbst in jedem Augenblick im Hier und Jetzt aufs Neue zu entdecken und zu erfüllen berufen ist, ohne sich dafür unbedingt eine Belohnung zu erhoffen oder berechnend auch zu erzwingen. Das alles geschieht in einem Umfeld der Wiederentdeckung der Beziehung, als ein Ort der "Treue zum Sein", zum Leben und zur Begegnung, aber immer mit dem Bewusstsein, dass sie leicht auf den Weg der Manipulation und Depersonalisation abgleiten kann.)

    Somit bedeuten diese alten, philosophischen Grundsätze auch im Umgang mit seinen Mitmenschen, sich mit Ehrlichkeit zu fragen:

    • Ist diese Person, die mir begegnet für mich einmalig?
    • Hat sie für mich einen Namen?
    • Erkenne ich hinter ihrem Gesicht eine Geschichte?
    • Nehme ich an ihrer Geschichte und sie an meiner teil?
    • Oder ist sie vielmehr eine Marionette, eine anonyme Persönlichkeit, die funktionell für meine Tätigkeiten ist und im Grunde genommen jederzeit mit einer anderen ausgetauscht werden kann?
    • ... und letzten Endes: Ist diese Person deswegen da, um auf meine Vorstellungen und Bedürfnisse zu antworten, oder nehme ich die Haltung des Zuhörens ein - hellhörig auf ihre einmalige und einzigartige Existenz?

    Entschuldige bitte laurens, wenn es hier beim philosophischen Gequatsche für Dich vieles zu elitär erscheint, was man hier so Seite für Seite ventiliert. Aber wenn Du Dir Zeit nimmst, auch mal in die anderen Beiträge von mir zu schauen, dann meine ich, genug Beispiele aus meiner Praxis als Förderpädagoge im sinnorientieren Umgang mit all den schwierigen Schülern samt ihren Eltern schon aufgeführt habe, wie ich also diese philosophischen Grundsätze für meine eigenen Handlungen und Haltungen im täglichen Leben umgesetzt habe.

    Übrigens: Wenn jemand sehen will, wie in der Praxis und für unser zukünftiges Leben philosophische Fragen erörtert werden, dem kann ich nur empfehlen, sich einmal im ZDF die neue Sendereihe des Philosophen und Schrifstellers Richard David Precht anzusehen, in der heute das Thema "die Moral und Macht in Zeiten des Umbruchs" im Gespräch mit Prof. Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrats diskutiert worden ist!

    :emojiSmiley-41:Tschööö - Bernie :emojiSmiley-102:

    3 Mal editiert, zuletzt von Bernie (10. Mai 2021 um 00:18)

  • Abgehoben

    Hatte ich erwähnt, dass ich komische Hobbys habe? 😉

    Bedacht, dass ihr eigene Signale aussendet, die das Gegenüber beeinflussen. Und dann wiederum euch?

    Darum geht es ja: diese Signale bewusst wahrzunehmen und auch bewusst zu senden. Hat alles seine Praxis und wird nicht nur für therapiezwecke geschult.

    emotionale gerät schnell mal in den Bereich des unkontrollierbaren

    Wir können gerne das Thema emotionale Intelligenz aufgreifen 😉 manch mal ist es, mal simpel ausgedrückt, eine Frage von "wie sehr lass ich mich gehen" und "wie sehr reiße ich mich zusammen und habe ein Auge auf mich selbst und mein Gegenüber" ich bin überzeugt davon, dass man "rational" Gefühle beeinflussen kann. *wuh! I feel good nanananana* 😉 Aber jetzt sollte ich erst mal schlafen.

  • Ich kann nur wieder den letzten Satz wiederholen, indem ich Deine 1. Frage (ob mein Geist Werkzeug und Waffe zugleich ist) hoffentlich eindeutig beantworte mit der obigen Wiederholung:

    Es kommt doch nicht nur auf eine Technik an, sondern immer nur auf denjenigen, der die Technik handhabt, auf den Geist, in dem sie gehandhabt wird!

    Genau das sag ich doch damit. Der Geist kann ein Werkzeug sein oder eben eine Waffe, es kommt ganz drauf an, wie sie benutzt wird. Und das ist immer vom Benutzer abhängig, ob es ein Werkzeug oder eine Waffe ist. Du könntest doch auch deine pädagogischen Fähigkeiten als Waffe einsetzen, nicht nur als Werkzeug.

    Aber: Kannst du es noch immer, wenn du wütend bist ? Wenn du hasst ? Wenn du liebst ? Oder bricht dann dieses Gerüst aus Werten und Aufgaben zusammen ? Denn der gleiche Geist, der rein rational sein Wirken, ob nu als Waffe oder Werkzeug, umsetzt, dieser gleiche Geist kann durch Emotionalität seine Fähigkeiten zu Waffe oder Werkzeug wandeln. Nein nicht "kann", falsches Wort, es tut eben und kann nicht mehr steuern, ob Werkzeug oder Waffe.

    Ich hab auch gar nicht den Theorien widersprochen, nur eine weitere "Kugel ins Spiel geworfen". Nämlich die "Macht" der Emotionen, die locker all diese Theorien über den Haufen werfen kann und das in Bruchteilen von Sekunden. Es wäre ja so schön einfach, wenn man nur all die Theorien anwenden könnte. Ich sage mal, 3 Generationen lang konsequent weltweit auf jeden einzelnen angewendet, wären alle Menschen perfekte "Heilige".

    Funktioniert nur leider nur in der Theorie. Im realen Leben kommen die Emotionen, die wiederum Emotionen erzeugen. Das kann man nicht wirklich steuern, nur ganz klein wenig im Zaum halten. Der eine besser, der andere schlechter. Niemand kann sich bewusst verlieben, kann bewusst hassen usw. Überspitzt gesagt: Das Gefühl taucht einfach auf, man wollte nur Brötchen holen und schon ist man verheiratet oder sitzt in der Todeszelle ;)

    Da ist immer Emotion und oft genug entgegen jeder Vernunft, jedes Wissen. Und trotzdem auch oft sinnvoll, denn nur durch den ständigen Wechsel von Kreativität und Destruktivität erhält alles überhaupt erst einen Sinn. Eines bedingt das andere und jeder Versuch, eines davon zu entfernen, wird beides "töten". Das "woher und wohin" ist schon eine große Frage, aber das "warum überhaupt" finde ich noch viel größer, interessanter. Und die Antwort wird man nicht allein mit Wissenschaft finden.

    Z.B. bin ich überzeugt, das "Weltfrieden" und alles "Friede, Freude, Eierkuchen" das Ende bedeuten würde, denn es führt unweigerlich zu Stillstand. Genau wie das Gegenteil, der "totale Krieg". Es muss immer 2 Gegenpole geben, damit überhaupt eine wie auch immer geartete Dynamik entstehen kann. Und im Menschen sind diese Gegenpole die Ratio und die Emotionen. Das Wechselspiel dieser beiden bewirken das gesamte "Menschsein". Und natürlich können in dieser Dynamik auch mal die Rollen getauscht sein, die Emotion kann töten und lieben, die Ratio kann töten und lieben, Die Übergänge sind da fliessend.

    Wissen nutzt nur wenn man es anwendet. :midi36:

    footer1580945957_19460.png

    Es wurde bereits alles gesagt - nur noch nicht von jedem ;) (Karl Valentin)

  • ZumaFx : In vielen Deiner Überlegungen sind wir uns schon gleich, aber irgendwie scheinst Du noch nicht diese (zugegeben) schwer fassbare, nur philosophisch beschreibbare 3. Dimension verstanden zu haben, die bei Dir immer mit der Ratio als gleichgestellt erscheint und damit eher dem Bereich des denkenden Intellekts zugehörig ist, was uns aber in Deiner Sichtweise nicht vom Tier unterscheidet. Da kann ich nämlich wie beim Tier durchaus entweder von meinen Trieben beeinflusst werden oder von meiner Ratio, die mich von etwas abhält oder auch nicht, weil ich damit nicht weiterkomme oder mich ausbremst oder mir einen anderen Weg klarmachen kann (siehe all die vielen Versuche in der Verahltensforschung bei intelligenten Affen oder Raben) oder es übermannt mich ein Gefühl so mächtig, dass damit mein ganzes Gedankengebäude über den Haufen geworfen wird. Diese Spielwiese von körperlichen und seelischen Zusammenhängen meine ich aber nicht.

    Über diesen beiden Ebenen liegt nämlich noch eine weitere Dimension, die geistige oder wie man versucht, dies rein philosophisch als sog. noetische Dimension zu deklarieren (Noous = aus dem griechischen als Geist übesetzt). Diese 3.Dimension ist aber nicht der Sitz der Ratio, sondern eher Ort der Seele, der Intuition oder noch besser, der Sitz meines Gewissens, von dem wir einfach mal davon ausgehen, dass dieses Gewissen als ein prämoralisches Wertverständnis immer schon da war und auch nie krank werden kann! Es dient quasi wie ein "Sinnorgan" als ein innerer Wegweiser für all seine Entscheidungsprozesse!

    Dieses Gewissen kann natürlich durch Emotionen überlagert - oder durch egoistische Ziele meines Denkens außer Kraft gesetzt werden. Aber zerstören kann man es nicht, da es nirgendwo im Gehirn lokalisierbar ist. Es ist deshalb nur rein metaphysisch zu erklären und durchwirkt letztendlich mein gesamtes Psychophysikum mit all den emotionalen und rationalen Vorgängen im Menschen.

    ... und das vermischt Du immer wieder, da Du wohl als system-gewohnt- denkender Programmierer Dir vielleicht schon vorstellen kannst, dass man irgendwann mal eine Maschine so perfekt bauen kann mit all den zahlreichen Sysnapsen und trillionen Schaltkreisen im Gehirn, wie es oft in Zukunftsfilmen utopisch, aber perfekt als ein perfekt menschlicher Roboter demonstriert wird. Was aber niemand bauen kann, das ist das Gewissen, welches eben nicht die Summe aller Steurungseinheiten darstellt. So geben auch Eltern bei der Zeugung eines Kindes lediglich die Chromosomen her - aber sie hauchen nicht den Geist ein.

    Interessanterweise gibt es bei einigen Indianderstämmen eine Sichtweise, wo z.B. geistig behinderte Menschen als höchst entwickelten Wesen angesehen werden, die es nicht mehr nötig haben, ihre geistige Ebene zu zeigen, da ihnen die Ausdruckmittel im Denken und Fühlen und zum Sprechen fehlen. Sie werden aber gerade deswegen nicht als ein unwertes Lebewesen angesehen, vorher abgetrieben oder nachher wie in der NS-Zeit als nutzlos per Euthanasie entsorgt, sondern vielmehr sehr hoch geehrt und als hochentwickelte Wesen geschätzt, da diese geistig behinderten Wesen angeblich nur zu uns auf die Welt in der Absicht gekommen sind, dass die Eltern von ihm und durch ihn was lernen sollen!

    In Deinem Denkmodell vom Menschen ist man immer nur geprägt vom Gefühl und oder der Ratio, die Gefühle zulässt oder nicht, die einem einen anderen Weg vorschlägt. Es kommt aber bei Dir nie die Freiheit ins Gespräch, sich auch einmal gegen seine Gefühle oder gegen seine Ratio zu entscheiden.

    Aber erst durch die (in der Psychologie erneut erkannte bzw. wiedergewonnene Sicht einer) Freiheit, zu allem Stellung nehmen zu können und sich nicht als Gefangener oder Opfer seines Psychophysikums zu fühlen, macht das spezifisch menschliche im Menschen aus. Alles, was auch nur mit der rationalen Vernunft oder den Gefühlen gesteuert werden kann, das alles ist nur die eine Seite im Menschen, die es durchaus gibt: Nicht, dass ich da falsch verstanden werde. :) Was aber in uns die bewertende Instanz ist, das ist nicht die Ratio, sondern philosophisch nur durch einen metaphysischen Geist zu erklären.

    Ich kann nämlich meine innere Stimme auch dann hören, manchmal gegen meine Gefühle oder ich kann mich auch völlig anders entscheiden, als man es sich im Kopf vorher überlegt oder in seinen Triebbedürfnissen vorher sich am liebsten hätte ausleben lassen wollen. Diese Entscheidungsinstanz gibt einem nämlich nur diese innere Stimme des Gewissens, das immer schon wußte, was sinnvoll ist und quasi prämoralisch immer schon da war und immer da sein wird. Dies ist schwer begreifbar, im Körper nicht wie in Deiner Ratio lokalisierbar und damit eben Metaphysik, erklärbar nur durch eine rein philosophisch, geistig-wissenschaftliche Disziplin, die versucht, das hinter der sinnlich erfahrbaren, natürlichen Welt Liegende begreifbar zu machen und letztendlich alle letzten Gründe und Zusammenhänge des Seins behandelt.

    Denn erst wer (metaphysisch gesehen) um einen Sinn seines Lebens weiß, dem verhilft dieses Bewusstsein mehr als all seine Gefühle oder sein Intellekt dazu, äußere Schwierigkeiten und innere Beschwerden zu überwinden. Dies weiß auch der einfache Mann bzw. die einfache Frau auf der Straße mit einem gesunden, verantwortlichen Menschenverstand, ohne immer gleich hochphilosphische Gedankengänge wälzen zu müssen:

    Ich erinnere in dem Zusammenhang nochmals an den Film als gutes Beispiel quasi aus dem Leben gegriffen, was einem einfachen Bauern aus Südtirol wirklich historisch passiert ist: "Ein verborgenes Leben", https://www.ein-verborgenes-leben.de/ wo dieser einfach strukturierte Bauer aus Südtirol in der Nazizeit sich bis zu seinem Tod durch Erschießen geweigert hat, als zwangsweise einberufener Soldat den Eid auf Hitler zu schwören: Hier wird jedem Betrachter sehr deutlich klar, welche Kraft eine Gewissensentscheidung hat, keinen Meineid zu schwören, um seinem Überlebenstrieb nachzugeben: Es ist eben jener Freiraum, den man selbst in einer aussichtslosen Lage hat, zu seinem Schicksal Stellung zu beziehen und nach der Bewertung eine Entscheidung treffen zu können.


    Man hat dabei aber nicht eine Freiheit, wie irgend etwas, das man auch verlieren kann –, sondern die Freiheit bin ich selbst, in dem ich immer die Wahl einer Einstellung zu den Dingen habe, ob ich mich vom Bauch (als Sinnbild der Gefühle) oder vom Kopf (als Ort der Vernunft-Ratio-Denken) leiten oder überrumpeln lasse, ob ich z. B. in einer existentiellen Notlage lieber selbst sterben will, um andere zu retten oder lieber mich rette, wenn auch ich damit für die anderen das Todesurteil gesprochen habe. Zwischen Reiz und Reaktion liegt nämlich ein metaphysischer Raum, in dem unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion liegt und damit liegt in unserer Reaktion unsere Freiheit, sich so oder so entscheiden zu können, wenn man es will, wenn wir kraft unseres Gewissens uns nur für diesen einen Sinn entscheiden wollen!!

    . ... und dieser urmenschliche Wille zum Sinn ist in zahlreichen empirischen Erhebungen weltweit längst bestätigt worden, dass nur derjenige z. B. im Gefangenenlager überlebt, der noch einen Grund und damit einen Sinn in seinem Überleben-wollen sieht - sei es, dass draußen noch jemand in Liebe auf ihn wartet oder sei es, dass man über seine Erfahrungen später noch ein Buch schreiben will, wie es ja Viktor E. Frankl als der Begründer dieser Logotherapie gemacht hat und das dann ein weltweit millionenhaft verkauftes Buch wurde, in dem er genau diese am Sinn orientierte Sichweise als Übelebensstrategie im KZ beschrieben hat und bei vielen Lesern das Leben veränderte durch seinen unglaublich berührenden und authentischen Bericht eines Psychiaters, warum er letztendlich den Holokaust überlebt hat: ... und trotzdem Ja zum Leben sagen: https://www.amazon.de/Trotzdem-Ja-zu…20629559&sr=8-4

    Das Gewissen wird aber häufig eben mit zuviel Denken oder zu starken Gefühlen zugeschüttet, so dass es eben durchaus auch zu fehlerhaften Entscheidungen kommt. Das hast Du ja prima beschrieben - ZumaFx .... Was aber bleibt, das ist immer die doch eher rein menschliche Fähigkeit zur Intuition, den einmaligen und einzigartigen Sinn, der in jeder Situation inne wohnt, aufzuspüren - und dies trotz der beiden anderen Dimensionen unseres Psychophysikums, die uns manchmal was anderes im Fühlen und beim Durchdenken sagen wollen!

    Erfolg, Lohn oder Anerkennung ist dabei nur das Nebenprodukt dieses Streben zu diesem einen Sinn, den ich im Hier und Jetzt momentan für am verwirklichungswürdigsten halte. Dies schützt mich auch vor Enttäuschungen oder selbst vor einem Burnout, da mir primär der Erfolg, Lohn oder die Anerkennung nicht so wichtig sind. Es ist schön und angenehm, wenn diese Belohnungen auch erfolgen, sie sind aber nicht zwingend notwendig bzw. utilitaristisch direkt intendiert und von daher letztendlich zweitrangig!

    Nochmals kann ich nur immer wieder den in diesem Zusammenhang hier erneut passenden Satz von dem tschechischen Dramatiker, Essayist, Menschenrechtler und Politiker Wazlav Havel wiederholen, der dies alles so treffend kurz und knapp auf den Punkt brachte: "Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal, wie es ausgeht!"

    :emojiSmiley-41:Tschööö - Bernie :emojiSmiley-102:

    13 Mal editiert, zuletzt von Bernie (10. Mai 2021 um 10:44)

  • Nun habt ihr mich auch kurz an der Backe :lol04:

    Mit 14 bin ich einmal im Monat 15 km mit dem Fahrrad in den Nachbarort zu einem philosophischen Zirkel, meine "komischen Hobbies" waren lange Psychologie und Pädagogik.
    Eigentlich hätte ich "so was werden müssen", man riet mir zu Berufen wie Kinderpsychologie usw.
    Glücklicherweise ist der Krug dann doch an mir vorbeigegangen, weil es mich zunehmend genervt hat, diese Wortgespinste um zumeist einfache Wahrheiten zu entwirren.....

    Das ist das schöne an (Familien-) Aufstellungen: Da wird sehr pragmatisch eine Situation dargestellt und dann (hoffentlich) aufgelöst. Ich habe das zweimal gemacht, beide Male als Statistin und als Aufstellende. Ist aber auch schon etliche Jahre her. Das erste Mal war es aus Neugier und das zweite Mal habe ich jemanden mitgenommen.

    In meinem Bekanntenkreis sind einige, denen das weiter geholfen hat und die mich drauf gebracht haben. Für mich war es ebenfalls ein faszinierendes und nachhaltiges Erlebnis. Allerdings war es auch nicht, wie Bernie es von Hellinger beschreibt.

    Leider habe ich auch ein Negativbeispiel in meinem Bekanntenkreis. Da wird die Nabelschau zum Selbstzweck mit Suchtcharakter.

    Die schlimmsten Tragödien erlebe ich allerdings bei psychisch Kranken (von denen es gefühlt leider immer mehr gibt) in psychotherapeutischer Behandlung. Da frag ich mich echt manchmal, was zu erst war - Problem oder Psychologe?

    Im Grunde habe ich mich also von all dem abgewendet und nutze mein Wissen lediglich noch um z.B. Heizsysteme zu analysieren:
    Die Pumpe sitzt am richtigen Platz, hat eine außerordentliche Fähigkeit sich anzupassen und fühlt sich wohl, der Kessel ist unterfordert, ein Heizkörper spielt sich in den Vordergrund und das lässt die anderen kalt.


    Froh bin ich, dass es euer erklärtes Ziel ist, dass der nächste Schachzug erst einmal einem Plan folgt und nicht etwa, das Spiel zu gewinnen. Ich hoffe, ich hab da beim schnellen Lesen nichts falsch verstanden? :lol02:

  • Nun habt ihr mich auch kurz an der Backe

    Sehr schön :D Je mehr Sichten auf das selbe Objekt, desto bunter wird es :thumbsup01:

    Da wird sehr pragmatisch eine Situation dargestellt und dann (hoffentlich) aufgelöst

    Den Eindruckt hatte ich damals(ist bei mir auch schon ein paar Jahre her) auch . Wo ich Bernie bestätigen muss: die "Klientin" selber wurde nach der Aufstellung mit ihren neuen Erkenntnissen alleine gelassen: und diese Erkenntnisse bedeuten erst einmal Arbeit. Ist ja nicht "Aha, so ist das alles: jetzt bin ich ein neuer Mensch" sondern eher ein "Aha...das habe ich so nie gesehen: was mache ich denn jetzt damit" und je nachdem, welche Erkenntnisse da gewonnen werden, können auch grundlegende Dinge in Frage gestellt und starke Emotionen aufgerufen werden...bei ihr war es "ich hasse meine Eltern für das, was sie angetan haben" Ich denke in einer Familie ist es ein hohes Ziel einen Frieden zu finden und genau das war plötzlich die Arbeit. Letztendlich hat sie das damals alles mit mir aufgearbeitet: ob ich der Ideale Ansprechpartner war, weiß ich nicht: ich war der der da war. Es hat aber seine Zeit gedauert um aus einem "ich hasse meine Eltern" ein "ich verzeihe meinen Eltern und auch mir selber" zu machen.

    Da frag ich mich echt manchmal, was zu erst war - Problem oder Psychologe?

    Hier kenne ich auch Negativbeispiele: ein extremes ist ein, in meinen Augen fahrlässiger Umgang mit Psychopharmaka. Hier wurde aus einer gesunden Frau, die um ihren plötzlich verstorbenen Vater getrauert hat eine psychisch kranke Frau, die sich selbst nicht mehr erkannt hat. Ihr Arbeitskollege (ein Psychiater) hat ihr zur "Überwindung" eine Pille nach der anderen mitgeben "versuch doch mal die hier" und sie damit (in meinen Augen) in eine Abwärtsspirale getrieben. Ja, sie war selber mit dabei: sie hat seinem Kittel vertraut. Ich bin überzeugt davon, dass eine medikamenten(drogen)freie Trauer sie nicht zerstört hätte. Sind Psychopharmaka schlecht? Nein, nicht wenn sie richtig eingesetzt werden: hier kenne ich Positivbeispiele aus meinem Umfeld, die mit Hilfe einer medikamentenbegleitende Gesprächstherapie überhaupt zurück ins "Leben" gefunden haben. Sind alle Psychologen schlecht? Ich glaube nicht! Ich könnte nach einer Episode meiner Frau behaupten "Ärzte sind schlecht"...wir haben über einen viel zu langen Zeitraum mehrere Flachpfeifen abgeklappert, bis einer tatsächlich behandeln konnte(und nach richtiger Diagnose <Ist kein Geheimnis: die Schilddrüse> war das sogar recht einfach.) Ich denke, wie in jeder Branche, gibt es auch hier gute und schlechte. Deswegen sollte man auch hier nicht seinen verstand abschalten. Auch bei psychisch kranken gibt es mit guter Begleitung eine gute Integration in den "Alltag" bzw. die Gesellschaft: hier hat meine Frau auf der behandelnden Seite beruflich mitgewirkt und öfter Erfolge gehabt.

    psychisch Kranken (von denen es gefühlt leider immer mehr gibt)

    Es ist ja nicht nur Gefühlt so, die Diagnosen nehmen stetig stark zu(schon vor Corona ;) ) Hier kann auch man wieder lange philosophieren "warum ist das so? Wird aus immer mehr "stell dich nicht so ans" eine psychische Erkrankung, die behandelt werden <muss>, ändert sich die Gesellschaftsform so, dass sie immer mehr Menschen krank macht?....."

    ein Heizkörper spielt sich in den Vordergrund und das lässt die anderen kalt.

    jetzt können wir ja mal versuchen einen hydraulischen Abgleich zurück auf die Gesellschaft zu übertragen :D

    Nämlich die "Macht" der Emotionen

    Ja, Emotionen können überwältigend sein: ob positiv oder negativ. Aber gerade "Alltagsemotionen" lassen sich doch relativ leicht kontrollieren(wenn man denn will...) und hier geht es nicht um das blanke unterdrücken, sondern eher das bewerten "ich verspüre angst...ist die Angst gerade berechtigt? Ok, der Boden ist weit von mir weg und das wackelt alle kräftig, aber ich habe ein Geländer in über Hüfthöhe: haha Angst, du machst dich gerade lächerlich" Wut "das gesagte lässt gerade Wut in mir aufsteigen: ist die Wut berechtigt? ernsthaft: nein! Die fiktive Person ;) hat nur gerade ihren Standpunkt geäußert und dich nicht damit angegriffen: wut, komm mal wieder runter" Wenn man denn will, hat man ja die Möglichkeit sein Denken und sein Fühlen zu ergründen und zu bewerten und daraus (gerne aus der metaphysischen Ebene um dem Kind einen Namen zu geben) Schlüsse zu ziehen und handeln.

    Sicherlich kann man auch impulsiv handeln und jedem Gefühl und jedem Gedanken mit taten folgen(gerne nennen wir das Kind trieb) ist in manchen Situationen auch gut...in anderen aber weniger ;) Ich persönlich bin gerne beides: mal Fahrer, mal Beifahrer.

    6 Mal editiert, zuletzt von Illmix (10. Mai 2021 um 12:01)

  • Schön zu sehen Elke , dass Du mit Deinem Leben klar kommst, dass Du weißt, wofür Du gebrauchst und geliebt wirst, dass Du Deine Aufgaben erkennst, wo du sinnvolle Arbeit leisten kannst, damit alles funktioniert und Dir der Lohn und die Anerkennung gewiss ist. Das ist auch völlig normal, wenn man psychisch und physisch im normalen Leben seine Frau stehen kann. Diese Fragen, wofür ich eigentlich hier existiere treten meistens erst in Sinnkrisen auf, sonst verläuft ja alles im täglichen Entscheidungsprozess unbewußt wie in Butter völlig problemlos ab, wunderbar einfach und zufriedenstellend, wie es eigentlich sein soll!

    Ich rede und philosophiere sowas eigentlich auch nie in Freundes- oder Bekanntenkreisen daher, wenn es da momentan gar nicht hinpasst - es sei denn, ich werde immer mal wieder extra gebeten, meine Sicht zu einem akuten Lebensproblem zu erläutern, um gemeinsam dann im erkannten Freiraum nach Sinnmöglichkeiten zu suchen, unter denen derjenige oder diejenige dann ihren Sinn finden und auch wirklich verwirklichen will. Das sind u.a. auch solche Gespräche wie es Illmix gerade geschildert hat, wie sich seine Bekannte mit ihren Eltern letztendlich auch wieder aussöhnen konnte.

    Auch z. B. im Orchester ergeben sich immer wieder solche Gespräche, wenn meine Mitspieler Probleme und Sorgen im Beruf, mit dem Studium, dem Partner, bei schweren Schicksalschlägen wie der Tod eines Partners, gescheiterten Beziehungen oder einer bösartigen Krankheit haben oder halt auch mit den Kindern Erziehungsprobleme existieren - ein weites Feld, wo interessanterweise doch immer wieder die Sinnfrage in allen Schattierungen am Ende zur Sprache kommt, wenn es heißt, wie geht es nun weiter mit mir...

    Hier im Forum aber habe ich mich doch mal getraut , in einem Thread, der ja als "Philosophisches Gequatsche" deklariert wurde, vielleicht doch mal mehr darüber zu erzählen, wie wahrscheinlich jeder mal versucht, die Welt und die menschliche Existenz zu ergründen, zu deuten und zu verstehen. Nichts anderes bedeutet ja die Philosophie und das schöne daran ist es für mich auch, dass sich diese Wissenschaftsdisziplin von anderen unterscheidet, dass sie sich oft nicht auf ein spezielles Gebiet oder eine bestimmte Methodologie begrenzt, sondern durch die Art ihrer Fragestellungen und durch ihre besondere Herangehensweise an all die vielfältigen Gegenstandsbereiche charakterisiert ist.

    Es ist halt mein philosopisches Haus, in dem ich mich schon lange wohl fühle, da ich schon lange vor meinem Psychtherapie-Zusatzstudium so gedacht und gehandelt habe und nun endlich weiß, dass meine inneren Gedanken und Beweggründe für meine Haltung auch genauso von einer am Sinn orientierten Richtung innerhalb der Psychologie vertreten wird, die mit anderer Terminologie genau das veranschaulicht und therapeutisch versucht zu strukturieren, was ich immer schon so klar als Grund für meine eigenen, persönlichen Entscheidungen gesehen habe.

    Dies war aber auch für mich in meinem Beruf sehr wichtig für die Hilfe bei anderen Menschen, in ihrem Familienleben ihren persönlichen Sinn neu zu entdecken - zum Wohle der mit anvertrauten Schüler in meiner Klasse, die fast alle durch diese "Erziehung zur Verantwortung" ihren Weg in der Regelschule erfolgreich weiterführen konnten.

    In meinem letzten Lebensabschnitt bedeutet diese aber auch für mich eine weiterhin große Hilfe, (nach meiner Pensionierung) im Krankenhaus die gleichen, auf den Sinn zentrierten Gespräche am Krankenbett verzweifelter Patienten fortführen zu dürfen, zu dem oft die Krankenpfleger und -schwestern samt der Ärzte kaum die nötige Zeit für ein längeres Gespräch haben.

    :emojiSmiley-41:Tschööö - Bernie :emojiSmiley-102:

    5 Mal editiert, zuletzt von Bernie (10. Mai 2021 um 12:19)

  • die "Klientin" selber wurde nach der Aufstellung mit ihren neuen Erkenntnissen alleine gelassen: und diese Erkenntnisse bedeuten erst einmal Arbeit.

    Das ist ja auch häufig ein längerer Weg. Und wenn man manchmal meint, man bewegt sich im Kreis, ist es vielleicht doch eine Spirale.
    Schön, wenn da Freunde wie Du sind, die einem helfen. Vielleicht sieht man aber auch nach dem Impuls einer Aufstellung, dass man professionelle Hilfe benötigt?
    Die Frau bei der ich war, wäre jederzeit ansprechbar gewesen.

    Aber "Arbeit"? Ein Freund von mir erzählte, er arbeitet jetzt mit seinem inneren Kind. Wäre es nicht besser, erst einmal mit diesem Kind zu spielen?

    Will sagen: Ich mag dieses Wort in eben solchen Zusammenhängen (Beziehungsarbeit ist auch so ein Begriff) überhaupt nicht.
    Klar ist Arbeit nicht immer schlecht und nicht immer Broterwerb.

    Wenn ich mich um mich selbst kümmere, meinen Gefühlen auf die Spur komme, Entwicklung (schönes Wort in diesen Zusammenhängen) aber auch die unerwünschten Gefühle wie Hass und Wut zulasse, vielleicht sogar kommuniziere, mal Rotz und Wasser heule - ich würde das kaum als "Arbeit" bezeichnen.
    Ich habe immer den Verdacht, dass Menschen, denen eingetrichtert wurde, dass die Beschäftigung mit sich selbst ein nutzloses Tun ist, das als "Arbeit" bezeichnen müssen, um es sich überhaupt erlauben zu können.

    Damit meine ich nicht Dich Illmix. Aber achte vielleicht an der Stelle auf Deine Sprache... es sei denn, Du meinst es so. Und dann wirst Du es mir bestimmt gleich erklären...

  • Elke ich verwende den Begriff "Arbeit" mit der Definition "damit Beschäftigt sein" und finde keinen Zusammenhang mit nutzloses Tun(ja, doch man kann auch mal für die Tonne arbeiten, aber hier hat man wenigstens noch einen Lerneffekt: man weiß wie es nicht geht ). Arbeit trägt als Begriff für mich auch mehr Ernsthaftigkeit, als spielen. "Ich arbeite an mir" klingt entschlossener als "ich spiele an mir rum" <pfui ^^ doch nicht so> Aber auch hier halte ich nicht zwangsweise an dem Begriff "Arbeit" fest, der Prozess darf auch gerne einen anderen Namen tragen. Ich selber hänge mich nicht wirklich daran auf, wie das Kind denn nun genannt werden soll. Ich verwende hier das Wort "Arbeit" schlicht als Gegensatz zu "nichts tun". Und bei manch einem ist diese Arbeit ein zusätzliches zu dem eh schon viel zu vollen Alltag und wird deshalb auch mal als unangenehm empfunden. Ich persönlich belege Arbeit nicht negativ: ich arbeite gerne.

    Ich greife hier gerne nochmal die Dame auf: sie hat an der Familienaufstellung teilgenommen, weil sie gemerkt hat, dass da was im argen ist aber nicht sehen konnte was (es gibt ja immer einen Impuls, könnte auch "hihi, das wird lustig sein"). Es gab also eine "Behinderung"(kann auch gerne ersetzt werden). Durch die Familienaufstellung sah sie plötzlich einen Quell ihrer Behinderung und ihr wurden plötzlich Probleme deutlich bewusster(wenn ich nicht hinschaue, muss ich mich nicht damit beschäftigen. Wenn ich hinschaue ist es da und kann nicht mehr ignoriert werden). Wenn ich Bernie richtig verstanden habe(bitte korrigiere mich, wenn nicht), kann eine Familienaufstellung und ein Aufdecken gewisser Probleme schaden, wenn man im nachhinein damit überfordert ist und eben keine Hilfe findet(vielleicht auch weil man nicht weiter danach sucht). Das war bei der Dame in soweit der Fall, dass diese Familienaufstellung letztendlich alleine Stand und sie sich danach (aus eigener Kraft) orientieren musste und letztendlich in mir einen gewissen halt gefunden hat(so gesehen habe ich das Ganze "unprofessionell" begeleitet). Hätte sie an der Stelle ins Leere gegriffen dann...? Wäre sie damit alleine gewesen. Deshalb halte ich den Gedanken "die Aufstellung als Baustein einer komplett begleiteten Therapie" für sinnvoll und sehe auch die Gefahr, dass das alleine stehend, ohne Begleitung plötzlich zu Problemen führen kann, die vorher nicht so schwerwiegend waren. "Ich wusste, dass da was nicht stimmt und konnte damit ganz gut Leben. Jetzt weiß ich, was da nicht stimmt und komme damit nicht klar"

    Einen Satz hast du gerade noch gelassen, den ich auch gerne nochmal aufgreifen möchte

    Da wird die Nabelschau zum Selbstzweck mit Suchtcharakter.

    Hier sehe ich auch einen gewissen Trend bei manchen in meinem Umfeld, die schaffen es tatsächlich sich kaputt zu optimieren. :D Oder: Wenn die Arbeit an sich selber das ganze Leben einnimmt und keine Zeit mehr für das eigentliche Leben bleibt.

    4 Mal editiert, zuletzt von Illmix (10. Mai 2021 um 13:03)

  • Arbeit ... als Kreativer ist Arbeit etwas anders gelagert als bei einem Fabrikarbeiter, jemand der an der Supermarktkasse sitzt oder Dächer deckt.

    Ich arbeite eigentlich ständig, egal was ich gerade mache, selbst im Urlaub.Ich bin Fotograf, Grafiker und seit seit einem Jahr schneide ich Filme. Seit dem ich für die Zeitung arbeite habe ich die Kamera immer dabei, weil es kann sich immer etwas ergeben was zu einer Geschichte für die Zeitung führen kann. Als ich vor Jahren in der Türkei urlaub gemacht habe und ein Attentat in Ankara statt fand Habe ich mich mit dem Hotelmanager und den Sicherheitsdienst über die aktuelle Situation im Land, in der Stadt und im Hotel unterhalten.

    Als Grafiker bin ich immer auf der Suche nach Formen und Mustern, die ich vielleicht für mein aktuellen Projekt einsetzen kann. Seit dem ich Filme schneide, sehe ich auch filme, die im Fernsehen laufen ganz anders. Da fällt einem dann auf wie billig manche Filme oder Serien zusammengeschustert werden oder entdeckt Genies, wie Scorsese, der seit Jahrzehnten mit der gleichen Cutterin zusammenarbeitet, völlig neu.

    Arbeit ist für mich nicht etwas, was ich machen muss. Ich habe alle Freiheiten und kann machen was ich will. Manchmal gibt es ein Änderungen aber das Grundgerüst denke ich mir selber aus. Ich arbeite nicht um Geld zu verdienen sondern weil es mir Spaß macht und so lange ich mir ein Brötchen leisten kann und im Winter mir 14 Tage urlaub in Halb leeren Hotels leisten kann, ist mir Geld völlig egal. Das mag ein Fehler sein, weil ich habe nicht viel davon aber ich habe alles was ich brauche.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!