Beiträge von Melone

    Es gibt auch einfach die, die keine Masken tragen können. Aus körperlichen oder psychischen Gründen. Und ich kann mir vorstellen, dass einige, die keine Maske tragen wollen, weil es sie gefühlt in ihrer Freiheit unerträglich einschränkt, auch keine Maske tragen können.

    Aber manchmal wünsche ich mir, dass die "Schreihälse" mal eine Nacht mit mir arbeiten. Von mir aus könnten sie Kniebeugen machen, während ich körperlich arbeite. Aber dabei sein und gucken.

    Edit: den restlichen Dienst erspare ich uns jetzt.

    Naja, weiter geht's, ich gehe wieder rein, Überkittel aus, weiße Handschuhe an, frische Maske, Visier drüber. Habe ich schon erwähnt dass ich schwitze?

    Meine neue Patientin kommt, sie hat Angst. Ich verkabele sie, rede mit ihr. Sie ist jünger als ich, hat zwei kleine Kinder. Ihre ganze Familie ist positiv, aber nur sie hat es schwerer erwischt. Ich beginne die Schicht schei*e zu finden.

    Nebenan quakt die ILA, meine neue Patientin hyperventiliert, wir laufen hin und her, Blutkonserven werden geliefert, Gerinnungsfaktoren aufgelöst, das Labor ruft an, die Ablösekollegin "von draußen" (von der normalen Intensiv) ruft an, wann sie reinkommen soll, der Computer lässt mich D nicht entlassen, dann kann ich aber die neue Patientin E nicht "ins Bett legen", somit ist auch keine Dokumentation usw. möglich. Ich rufe an der Pforte an, bekomme eine brummelige Antwort (was soll ich denn noch alles machen?) bedanke mich freundlich.

    C erbricht. In Bauchlage allemal besser als in Rückenlage, dennoch..

    Wir entscheiden, ihn schon vor der Zeit zurückzudrehen. Alle 4 ans Bett, die Ärztin sichert den Tubus, wir drehen. Die Haut seiner Nasenspitze klebt am Silikonring, schade. Ich sauge ab, sieht gut aus, Lagekontrolle der Magensonde, hört sich falsch an, Sonde raus, neue rein, passt, sein Mageninhalt entleert sich in einen Beutel, E bekommt jetzt dauerhaft eine niedrige Dosis Morphium über eine Spritzenpumpe intravenös, A ruft laut um Hilfe, es gibt ein Stuhlgangproblem, ich wasche C, der Kollege geht in Pause, ein Oberarzt schwebt durch den Raum, hatte ich schon erwähnt, dass es laut ist? Und ich schwitze, meine Füße schwimmen und noch ein paar unattraktiv Details mehr. Noch mal kurz auf den Balkon, ich kann einen Liter stilles Wasser in 5 Minuten trinken, konnte ich vor Covid auch nicht.

    Ich versorge Cs Nase mit einer speziellen Wundauflage, spreche nochmal mit E, sie ist sehr ruhig, atmet aber gut. Ich reduziere trotzdem die Flussrate, zu ruhig ist auch nicht gut. Ich dokumentierte, jetzt läuft die EDV wie sie soll.

    Jetzt kommt der Kollege wieder, ich habe Pause. 45 + 5 Minuten.

    Ich pelle mich aus meiner Schutzkleidung, staune mal wieder über die Müllberge. Ab in die Umkleide, Klamotten, Schuhe und Duschzeug schnappen, duschen, frische Klamotten und Schuhe anziehen, leckere Tütensuppe aufgießen und in Balkonien verzehren, dampfen, seufzen und trinken.

    *seufz*

    Illmix das ist nicht so wahnsinnig schön, was ich erlebe.

    Aber ich kann ja mal einen groben Überblick geben, wie so ein Dienst aktuell sein kann. Es fängt zu Hause an, ich packe frische Unterwäsche, Socken und Duschkram ein, natürlich auch Dampfen, Liquid usw. Dann die Fahrt, Maske an, auf Station gehen, umziehen.

    Ich gehe ins Stationszimmer, stelle meinen Korb ab, sage Hallo, gucke ans Board, seufze.

    Dampfen, Liquid und Handy kommen in einen verkleben Plastikbeutel, dazu noch die Dampfen, Kippen und Handys der Kolleg*innen.

    In der Schleuse zum Covid-Bereich Schutzkleidung anziehen. Blaue (oder rote, orangene, was halt farbig lieferbar ist) Handschuhe, Overall, Häubchen, andere Maske, Visier, weiße Handschuhe. Den Plastikbeutel in die "Schleuse" (ehemals Geräteraum) zum Balkon tragen.

    Übergabe, x geht's besser an der NIV DNR/DNI gilt weiterhin, y liegt auf dem Bauch bis 8.00 Uhr, z ist gestorben, da liegt jetzt a mit Nierenersatztherapie, b hängt an der ILA, c liegt bis 2.00 in der dritten Runde auf dem Bauch, DNR Formular ist unterschrieben, d ist an der NIV, aber die Intubation scheint unumgänglich.

    Die Kollegen gehen.

    Wir teilen uns auf, mir "gehören" c und d.

    Normaler Check, welche Medikamente/Infusionen laufen wie, ist für alles ein Ersatz aufgezogen und liegt bereit? Wie sind die Beatmungsgeräte eingestellt? Blutgaskontrolle, ein paar Worte mit d, aber er ist schon weit weg, kein Wunder, sein CO2 ist weit entfernt von jedem Normwert, ich gebe mehr "Druck", er stöhnt. Bei X gibt es roten Alarm, ich renne hin, alles schon wieder okay, die Maske war undicht, die Sättigung gefallen. Die Ärztin fragt nach der BGA von d und wir bereiten die Intubation vor, führen sie durch, zwischendurch wechseln die Kollegen bei C ein paar Medikamentenspritzen in den Spritzenpumpen, ich habe ein Ohr und manchmal auch ein Auge auf alle, aber gerade beide Hände voll.

    Die erste geht in Maskenpause, bei D fällt der Blutdruck, die Medikamente zur Blutdruckunterstützung werden gesteigert, erfolglos. Der Monitor zeigt 40/20 an, ich messe manuell nach, lasse in Hochgeschwindigkeit Infusionen einlaufen, kippe das Bett mit dem Kopfteil nach unten, der Kollege guckt, die Kollegin kommt dazu, die Ärztin auch. Der Blutdruck ist kein Druck mehr, auch D hat die Reanimation abgelehnt, wir gucken uns an, Kopfschütteln, wir suchen nach der Konfession, r. - k., ich bete ein kurzes Gebet für d, während ich seine Hand halte und er stirbt. Das Covid-Handy klingelt, noch während der Asystoliealarm ertönt, ob wir noch ein Bett für eine sich verschlechternde Patientin von der internistischen Covid-Station haben? "gleich" antwortet die Ärztin, während ich den Fensterschlüssel suche, um Ds Seele fliegen zu lassen. Er kommt in einen schwarzen Sack,ich schließe das Fenster und reinige den Bettplatz, es summt, klingelt und brummt überall, auch in meinen Ohren. Jetzt mache ich Balkonpause, die Ärztin kommt mit. Wir ziehen unsere weißen Handschuhe aus, blaue Überkittel an, Masken und Visiere aus. Die bauliche Fehlkonstruktion des Balkons ist jetzt ein Segen, sie steht 4m von mir entfernt und telefoniert mit den Eltern von D, ich dampfe. Lese vielleicht hier. 15min Pause sind eigentlich zu kurz.

    Hm ja.. Ich weiß nicht, ob das irgendwie hilft, sich das vorzustellen?

    Gestern hatte ich das Vergnügen, die Liquids des wirklich netten Kollegen zu testen.

    Leider waren sie fast alle so menthollastig, dass sie für mich in den undampfbaren Bereich fielen.

    Positiv überrascht hat mich nur sein Nachbau des Melon Mint (dazu rückt er das Rezept aber nicht raus) und Grape Mint (dito).

    Aber es ist schon irgendwie nett, mal einen Dampfer zu treffen, der etwas "dampfnerdiger" ist. Obwohl ich inzwischen einige dampfende Kollegen habe, sind die doch alle mit ihrem Podsystemen oder Fertigcoilern total zufrieden.

    Zu Goethe fällt mir nur ein (auch aus dem Kopf) "das Wort Freiheit ist so schön, dass man es nicht entbehren könnte, selbst wenn es einen Irrtum bezeichnete"

    @Monomond in einem Punkt hast Du mich tatsächlich missverstanden, ich wollte das Video nur nicht im Wichtelthread haben, Du findest es jetzt im Randgelaber.

    Und ich erlebe die Situation ganz anders und finde es schon fast perfide, Dampfverbote o. ä. mit den Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung zu vergleichen (die Pandemie erlebst Du allerdings ganz sicher anders als ich).

    Selbst das Rilkegedicht interpretiere ich anders. Vielleicht beeinflusst durch meine damalige Deutschlehrerin.

    Aber sind wir nicht alle (unter anderem) das Ergebnis unserer Erziehung? ;)

    In meiner Welt war und ist es immer richtig und wichtig, die "unbequemen" Stimmen zu hören und deren Gesagtes zu überdenken. Immer mit der Freiheit, mich anzuschließen oder eben zu einem anderen Ergebnis zu kommen, das ich dann auch vertreten kann und sogar darf ;)

    Aber, und das überrascht vermutlich nicht, eben nicht hier. Nicht in diesem Forum. Einem Dampferforum.

    So. Hier geht's ums Wichteln. Das hoffentlich uns allen Freude bereitet.

    Ich würde gerne noch den Hinweis hier lassen, dass es sinnvoll ist, das eigene Profil zu öffnen, das erleichtert wenigstens die Suche nach den 327 Beiträgen, in denen vielleicht, oder vielleicht auch nicht, was über Abneigungen und Vorlieben steht.

    Herrje, langsam reicht mir das seufzen nicht mehr, ich gehe über zu *ächz*

    In Ketten legen... Echt jetzt?

    Gut, vielleicht geht es Dir wie dem Kind, dass sich wie Anne Frank fühlt, also sehr unter den momentanen Beschränkungen und Verlusten leidet und die verbale Verpackung des Leids nicht adäquat hinbekommen hat.

    @Monomond ich war jetzt einfach auch mal im RL eingebunden und wollte eigentlich nicht auf Deine von mir als Provokation und doch auch als Beleidigung empfundenen Worte eingehen, aber als diejenige, die hier beim Wichteln die Regeln macht, umsetzt und den Freiraum gibt, den ich verantworten und umsetzen kann, bin ich jetzt, ganz platt gesagt, richtig angepisst.

    Niemand wollte Dich nicht dabei haben, niemand will Dich nicht dabei haben, jedenfalls hat mir gegenüber niemand etwas darüber verlauten lassen.

    Was ich aber wirklich nicht hier haben will, ist der Link zu den Videos, entferne den bitte.