Ich bin schon erstaunt, welche Meinung hier vorherrscht und musste mich als hier im Forum meist stiller Mitleser schon am Sonntag sehr zurückhalten, nicht zu reagieren.
Gerade Leute, die (wenn ich ihre Worte verwende) eine Bombe mit sich in der Hosentasche tragen, regen sich über gefährliche Akkus auf.
E-Autos brennen weitaus seltener als Verbrenner, auf je 100.000 Fahrzeuge gerechnet, nicht Absolutzahlen, hier zwei Quellen:
https://www.golem.de/news/versicher…202-162964.html
https://www.elektroauto-news.net/news/neue-zahl…dgefahr-e-autos
Die Folgen mögen zwar bei einem Brand eines E-Fahrzeugs potentiell schlimmer sein, aber auch das scheint mittlerweile nicht mehr das Hauptproblem zu sein. Es wird ja auch dazu gelernt.
Ich selbst fahre seit 5 Monaten ein E-Auto (VW ID.4) und bin sehr zufrieden damit. Bei den noch kühleren Temperaturen Anfang März war der Verbrauch eher bei 20kWh/100 km, geht aber jetzt im Stadtverkehr teils sogar auf 12kWh/100 km runter. Im Langfristschnitt mit größeren Autobahnfahrten liege ich unter 20kWh/100 km, was beim zu Hause laden ca. 6 € pro 100 km bei einem Strompreis von 30 Cent entspricht. Hin und wieder sind da unterwegs auch Schnell-Lader dabei, aber nur bei sehr großen Strecken (> 400 km). Das habe ich bis auf Fahrten in den Urlaub sogut wie nicht. Am Schnell-Lader bin ich dann innerhalb von 20-30 Minuten wieder von 20% auf 80% Akku. Genau solche Pausen braucht es bei längeren Strecken sowieso zwischendurch.
Die Anschaffungskosten sind in der Tat noch sehr hoch. Als Selbstständiger mit Leasing PKW hat sich das aber gerechnet, da ein etwa gleichwertiger Verbrenner nur etwa 10% weniger Leasingkosten gehabt hätte (Umweltprämie eingerechnet) und das E-Auto bei den laufenden Kosten und der Versteuerung deutlich günstiger ist.
Sehr gestört hat mich, dass die Auswahl sehr begrenzt war. Ein ID.3 wäre wegen unseren beiden Hunden zu klein gewesen. Und ich musste leider eine recht starke Motorisierung nehmen, da schwächere Motorisierungen zu meinem Bestellzeitpunkt Anfang 2022 kurz vor dem Ukraine-Krieg bereits nicht mehr bestellbar waren.
Unterm Strich möchte ich nur noch sehr ungerne zu einem Verbrenner zurück. Das Fahren ist viel ruhiger und angenehmer. Aber auch viele sonstige Details wie automatisch einsetzende Rekuperation genau dann wenn ich sonst bremsen müsste runden das positive Erlebnis für mich ab. Im Grunde brauche ich das Bremspedal fast nicht mehr, da das Fahrzeug schon von selbst vorausschauend agiert. In vielen Fällen komme ich mir da schon wie mit Autopilot vor, kann aber jederzeit selbst steuern was ich möchte.
Auch in der Langfristbetrachtung bin ich relativ sicher, dass die Ökobilanz positiv sein wird. Die Herstellung ist zwar energieintensiver als bei einem Verbrenner. Wenn jetzt aber nach und nach Akkus mit erneuerbarer Energie auch hier lokal produziert werden, dann wird die Bilanz deutlich besser.
Übrigens nutzen alle mir bekannten Ladenetzwerke (zumindest in Deutschland) 100% Strom aus erneuerbarer Energie, was auch für mich zu Hause eine Selbstverständlichkeit ist.
Über den gesamten Lebenszyklus betrachtet ist das dann schon eine ordentliche Sache, solange später auch ein vernünftiges Recycling-Konzept in der Praxis umgesetzt wird. Alleine wegen der Rohstoffsituation wird sich da sicher einiges tun.
Und der Lebenszyklus wird auch bei E-Fahrzeugen nicht plötzlich deutlich unter 100.000 km Gesamtfahrleistung sein. Auch wenn die sehr kurzen Innovationszyklen in dieser Hinsicht nachteilig sein können.