Klingt recht aufwändig und nach Geduldsprobe
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.... Manche entwerfe ich auch einfach so im Kopf bzw schreib mir die in meine App, beim Mischen kipp ich das dann zusammen. Bei denen, die mir gut schmecken, guck ich dann, an welcher Zutat ich noch ein wenig drehen kann/sollte. Bislang bin ich so zu mir und meiner Süßen recht gut schmeckenden Ergebnissen gekommen, aber man kann nie gut genug sein
Prima, das kommt meinem Verfahren sehr nahe und ich kann gut Deine Art der Liquidherstellung nachvollziehen. Nur nutze ich (wie schon beschrieben) fertig in Base schon gereifte Einzel-Aromen, die ich dann meine, besser dosieren zu können und ich diese neue Mischung meistens nicht mehr so lange reifen lassen muss, da ja jedes Aroma in seiner Base seinen Einzelgeschmack schon in Ruhe entwickeln konnte...
Ich glaube aber, jeder hat da so seine Technik oder Rezeptreihenfolge entwickelt und man sollte die Empfehlungen aller immer nur sehr subjektiv und individuell sehen - quasi als Anregung, vielleicht auch mal einen neuen Weg auszuprobieren, wenn man darauf Lust hat oder einfach nur neugierig ist. Sonst dreht man sich hier doch nur im Kreis...
--> ob mit oder ohne Magnetrührgerät, Milchschäumer oder Soßenquirl,
--> ob im Ultraschall erhitzt oder nur stehen lassen und ab & zu mal schütteln,
--> ob mit Anleitungen oder Apps am Computer oder Handy oder mit Schulungen und Workshops dazu
--> ob mit oder ohne dies und das oder mit oder ohne Glaube und Beschwörungsritualen a la Hokuspokus:
Jeder hat so sein Prinzip und auch Erfolg, sonst würde man ja nicht auf seinen Weg schwören, das alles meistens lecker wird... Wenn es dann einem schmeckt ist doch alles wunderbar. Ratschläge gibt es so viele wie es Dampfer gibt. So muss wahrscheinlich jeder ganz individuell selbst sehen, probieren und experimentieren, bis er immer wieder seine persönlichen Highlights gefunden hat - und das ist doch auch der Reiz am Selbstmischen oder?...
Bis auf wenige Komponente ist doch alles relativ und jeder kann und soll sich freuen, wenn er mal ein tolles Liquid zusammengestellt hat!
Wichtig finde ich nur für viele Geschmacksentwicklungen, dass man je nach Aroma sich wirklich genügend Zeit lässt, dass sein Produkt mehr oder weniger reifen kann:
Nach der Verdünnung in PG/VG finden nämlich all die erwünschten Prozesse wie Umesterung, Oxidation, Hydrolyse und Acetatbildung statt. Manche Aromamoleküle heften sich durch Wasserstoffbrückenbindung an andere an und unterstützen oder mildern deren Wirkung. Der beim Vermischen mit in die Lösung gerührten Sauerstoff wird wiederum von anderen Aromastoffen gebraucht, um ihre Wirkung zu entfalten. Am Ende ist aus den ursprünglich noch hervorstechenden Geschmacksspitzen der einzelnen Komponenten ein runder Gesamtgeschmack entstanden.
Ein gutes Beispiel ist für mich immer der Geschmack von Waldmeister. Ist das Liquid frisch angesetzt, riecht es streng nach Aceton und schmeckt fürchterlich. Erst nach ca. zwei bis vier Monaten wird die Mischung immer leckerer!
Oder: wie oft kam es bei mir schon vor, dass ich am liebsten das ganze Gebräu wegkippen wollte, es dann aber doch irgendwo stehen gelassen - und fast vergessen habe, dass da noch ein Liquid in irgendeiner Ecke rumsteht. Neugierig wurde dann nach langer Zeit nochmals probiert und oft kam ein irres Aha-Erlebnis, dass erst jetzt nach langer Zeit der Ruhe ein durchaus brauchbares bis wahnsinnig leckeres Liquid sich entwickelt hat !
Wie lange die Reifung dauert, ist also von der Zusammenstellung und der Menge der einzelnen Aromakomponenten abhängig. So kann auch ein zuviel an Aroma am Anfang ganz anders wirken als später nach einem mehr oder weniger langem Reifungsprozess - hierzu am Ende noch ein paar lustige Beispiele:
Indol (ein Aromastoff in manchen Blüten) hat in höherer Konzentration einen ekelerregenden Geruch nach Kot. In geringer Konzentration riecht es nach exotischen Blumen und reifen Früchten.
Phenylessigsäure konzentriert stinkt nach verrottendem Pferdeurin, und in der richtigen Verdünnung riecht sie nach Honig.
Beta-Ionon ist ein sekundärer Pflanzenstoff (im Öl von zB. Beeren, Veilchen, Tee, Tabak). Es ist in vielen Liquids enthalten und hat dort einen blumigen, fruchtigen Geschmack und Geruch. In höherer Konzentration verändert es sich zu herber Zeder, und nimmt man zu viel, bekommt es einen fiesen Unterton von Gammelfleisch.