Beiträge von Melone

    Tja, mein Großvater war Oberdingsführer der Waffen-SS, der war nicht nur Nazi, der blieb es auch.

    Entsprechend wenig gerne lasse ich mir Dinge vorschreiben, wenn ich den Sinn nicht verstehe/keine Erklärung bekomme/keine Möglichkeit zum darüber nachdenken und Informationen sammeln habe... als die Elternvertreterin verlangte, für ihre Unterlagen die Abstrichergebnisse der Kinder zugeschickt zu bekommen, konnte ich das leider nicht mehr tun... Dabei war ich in der Tat gerade dabei, die Mail vom Gesundheitsamt freiwillig an sie weiterzuleiten. Aber die Schule hat das Ergebnis bekommen, das Gesundheitsamt hat das Ergebnis... Was soll die Elternvertreterin damit? Außer ihre Neugier zu befriedigen? Im Übrigen war der Test unspektakulär negativ, hatte also keine Konsequenzen.

    Übrigens mag ich deswegen die Abkürzung SS für Edelstahl (im anderen Kontext auch für Schwangerschaft) nicht - das ist aber wohl eine Befindlichkeit, denn wie ich gerade feststellte, wird das sogar im Lexikon so angezeigt.

    Irgendwie ist die Frage komisch, weil irgendwie doch eh mittlerweile (und seit ewigen Zeiten) klar ist, dass "die Jugend" "macht was sie will" . Wenn die dampfen wollen, dampfen sie auch Tabak. Sie würden Tabak dampfen oder als nächstes "lustige" Experimente machen, die ganz gehörig schief gehen können, wenn sie unbedingt dampfen wollen.

    Da geht's ja in der Regel nicht um den Geschmack sondern um's Coolsein, Mitmachen, Gruppenzwang.

    Sie rauchen (mangels Alternativen) ja auch Tabak, der nun wahrlich kein phantastisches Geschmackserlebnis bietet.

    Also, ich bin dagegen, weil es m. E. sowieso sinnlos ist.

    Tja, und wenn ich an die Kiiinder denke... Auch die wachsen zu Jugendlichen heran und siehe oben.

    Bernie ich sehe nichts Verwerfliches darin, die "alten Freiheiten" zu vermissen und dies auch zu äußern (vielleicht weil ich es auch tue), solange man auf die Ausübung verantwortungsbewusst verzichtet.

    Und manchmal finde ich es auch okay, Regeln verantwortungsbewusst zu brechen. Also z. B. Wenn sich drei frisch getestete Erwachsene treffen, die sonst keine Kontakte haben. Oder wenn meine Tochter mit zwei Klassenkameradinnen durchs Dorf radelt, nachdem sie morgens in der Schule getestet wurden und deren Kontakte ansonsten auch sehr eingeschränkt sind, ebenso wie die der Eltern.

    Bei einer vierten Klassenkameradinnen kann ich die Verantwortung nicht mehr tragen, da wird das Kind durch die sehr lockeren Auslegungen aller Regeln durch die Eltern zum potentiellen Risikofaktor (wie schrecklich eigentlich) und verliert durch die ausgelebt Freiheit der Eltern ein Stück der eigenen (natürlich sind "wir Eltern" daran schuld, weil wir den außerschulischen Kontakt zu diesem Kind beschränken... )

    Ein bißchen kann und möchte ich doch mein Hirn benutzen und selbst entscheiden dürfen ;)

    Tja, ich will auch mal wieder ganz viele, bis vor kurzem normale, Sachen machen.

    Aber ich will nicht im Krankenhaus, am Beatmungsgerät und schon gar nicht auf dem Bauch oder an der ILA/ECMO landen, nicht mal meinen Geruchs- und Geschmacksinn verlieren und vor allem kein Long Covid.

    Also halte ich Abstand usw.

    In der Wartezone nach der ersten Impfung sagte jemand hinter mir "ich lasse mich impfen, weil ich nicht da landen will, wo ich arbeite" ja, das trifft es. Und weil ich die Minimelonen, so gut wie möglich, schützen will, aber weiter her ist es mit dem Altruismus bezogen auf die Covid-Impfung bei mir leider nicht.

    Es gibt auch einfach die, die keine Masken tragen können. Aus körperlichen oder psychischen Gründen. Und ich kann mir vorstellen, dass einige, die keine Maske tragen wollen, weil es sie gefühlt in ihrer Freiheit unerträglich einschränkt, auch keine Maske tragen können.

    Aber manchmal wünsche ich mir, dass die "Schreihälse" mal eine Nacht mit mir arbeiten. Von mir aus könnten sie Kniebeugen machen, während ich körperlich arbeite. Aber dabei sein und gucken.

    Edit: den restlichen Dienst erspare ich uns jetzt.

    Naja, weiter geht's, ich gehe wieder rein, Überkittel aus, weiße Handschuhe an, frische Maske, Visier drüber. Habe ich schon erwähnt dass ich schwitze?

    Meine neue Patientin kommt, sie hat Angst. Ich verkabele sie, rede mit ihr. Sie ist jünger als ich, hat zwei kleine Kinder. Ihre ganze Familie ist positiv, aber nur sie hat es schwerer erwischt. Ich beginne die Schicht schei*e zu finden.

    Nebenan quakt die ILA, meine neue Patientin hyperventiliert, wir laufen hin und her, Blutkonserven werden geliefert, Gerinnungsfaktoren aufgelöst, das Labor ruft an, die Ablösekollegin "von draußen" (von der normalen Intensiv) ruft an, wann sie reinkommen soll, der Computer lässt mich D nicht entlassen, dann kann ich aber die neue Patientin E nicht "ins Bett legen", somit ist auch keine Dokumentation usw. möglich. Ich rufe an der Pforte an, bekomme eine brummelige Antwort (was soll ich denn noch alles machen?) bedanke mich freundlich.

    C erbricht. In Bauchlage allemal besser als in Rückenlage, dennoch..

    Wir entscheiden, ihn schon vor der Zeit zurückzudrehen. Alle 4 ans Bett, die Ärztin sichert den Tubus, wir drehen. Die Haut seiner Nasenspitze klebt am Silikonring, schade. Ich sauge ab, sieht gut aus, Lagekontrolle der Magensonde, hört sich falsch an, Sonde raus, neue rein, passt, sein Mageninhalt entleert sich in einen Beutel, E bekommt jetzt dauerhaft eine niedrige Dosis Morphium über eine Spritzenpumpe intravenös, A ruft laut um Hilfe, es gibt ein Stuhlgangproblem, ich wasche C, der Kollege geht in Pause, ein Oberarzt schwebt durch den Raum, hatte ich schon erwähnt, dass es laut ist? Und ich schwitze, meine Füße schwimmen und noch ein paar unattraktiv Details mehr. Noch mal kurz auf den Balkon, ich kann einen Liter stilles Wasser in 5 Minuten trinken, konnte ich vor Covid auch nicht.

    Ich versorge Cs Nase mit einer speziellen Wundauflage, spreche nochmal mit E, sie ist sehr ruhig, atmet aber gut. Ich reduziere trotzdem die Flussrate, zu ruhig ist auch nicht gut. Ich dokumentierte, jetzt läuft die EDV wie sie soll.

    Jetzt kommt der Kollege wieder, ich habe Pause. 45 + 5 Minuten.

    Ich pelle mich aus meiner Schutzkleidung, staune mal wieder über die Müllberge. Ab in die Umkleide, Klamotten, Schuhe und Duschzeug schnappen, duschen, frische Klamotten und Schuhe anziehen, leckere Tütensuppe aufgießen und in Balkonien verzehren, dampfen, seufzen und trinken.

    *seufz*

    Illmix das ist nicht so wahnsinnig schön, was ich erlebe.

    Aber ich kann ja mal einen groben Überblick geben, wie so ein Dienst aktuell sein kann. Es fängt zu Hause an, ich packe frische Unterwäsche, Socken und Duschkram ein, natürlich auch Dampfen, Liquid usw. Dann die Fahrt, Maske an, auf Station gehen, umziehen.

    Ich gehe ins Stationszimmer, stelle meinen Korb ab, sage Hallo, gucke ans Board, seufze.

    Dampfen, Liquid und Handy kommen in einen verkleben Plastikbeutel, dazu noch die Dampfen, Kippen und Handys der Kolleg*innen.

    In der Schleuse zum Covid-Bereich Schutzkleidung anziehen. Blaue (oder rote, orangene, was halt farbig lieferbar ist) Handschuhe, Overall, Häubchen, andere Maske, Visier, weiße Handschuhe. Den Plastikbeutel in die "Schleuse" (ehemals Geräteraum) zum Balkon tragen.

    Übergabe, x geht's besser an der NIV DNR/DNI gilt weiterhin, y liegt auf dem Bauch bis 8.00 Uhr, z ist gestorben, da liegt jetzt a mit Nierenersatztherapie, b hängt an der ILA, c liegt bis 2.00 in der dritten Runde auf dem Bauch, DNR Formular ist unterschrieben, d ist an der NIV, aber die Intubation scheint unumgänglich.

    Die Kollegen gehen.

    Wir teilen uns auf, mir "gehören" c und d.

    Normaler Check, welche Medikamente/Infusionen laufen wie, ist für alles ein Ersatz aufgezogen und liegt bereit? Wie sind die Beatmungsgeräte eingestellt? Blutgaskontrolle, ein paar Worte mit d, aber er ist schon weit weg, kein Wunder, sein CO2 ist weit entfernt von jedem Normwert, ich gebe mehr "Druck", er stöhnt. Bei X gibt es roten Alarm, ich renne hin, alles schon wieder okay, die Maske war undicht, die Sättigung gefallen. Die Ärztin fragt nach der BGA von d und wir bereiten die Intubation vor, führen sie durch, zwischendurch wechseln die Kollegen bei C ein paar Medikamentenspritzen in den Spritzenpumpen, ich habe ein Ohr und manchmal auch ein Auge auf alle, aber gerade beide Hände voll.

    Die erste geht in Maskenpause, bei D fällt der Blutdruck, die Medikamente zur Blutdruckunterstützung werden gesteigert, erfolglos. Der Monitor zeigt 40/20 an, ich messe manuell nach, lasse in Hochgeschwindigkeit Infusionen einlaufen, kippe das Bett mit dem Kopfteil nach unten, der Kollege guckt, die Kollegin kommt dazu, die Ärztin auch. Der Blutdruck ist kein Druck mehr, auch D hat die Reanimation abgelehnt, wir gucken uns an, Kopfschütteln, wir suchen nach der Konfession, r. - k., ich bete ein kurzes Gebet für d, während ich seine Hand halte und er stirbt. Das Covid-Handy klingelt, noch während der Asystoliealarm ertönt, ob wir noch ein Bett für eine sich verschlechternde Patientin von der internistischen Covid-Station haben? "gleich" antwortet die Ärztin, während ich den Fensterschlüssel suche, um Ds Seele fliegen zu lassen. Er kommt in einen schwarzen Sack,ich schließe das Fenster und reinige den Bettplatz, es summt, klingelt und brummt überall, auch in meinen Ohren. Jetzt mache ich Balkonpause, die Ärztin kommt mit. Wir ziehen unsere weißen Handschuhe aus, blaue Überkittel an, Masken und Visiere aus. Die bauliche Fehlkonstruktion des Balkons ist jetzt ein Segen, sie steht 4m von mir entfernt und telefoniert mit den Eltern von D, ich dampfe. Lese vielleicht hier. 15min Pause sind eigentlich zu kurz.

    Hm ja.. Ich weiß nicht, ob das irgendwie hilft, sich das vorzustellen?

    Gestern hatte ich das Vergnügen, die Liquids des wirklich netten Kollegen zu testen.

    Leider waren sie fast alle so menthollastig, dass sie für mich in den undampfbaren Bereich fielen.

    Positiv überrascht hat mich nur sein Nachbau des Melon Mint (dazu rückt er das Rezept aber nicht raus) und Grape Mint (dito).

    Aber es ist schon irgendwie nett, mal einen Dampfer zu treffen, der etwas "dampfnerdiger" ist. Obwohl ich inzwischen einige dampfende Kollegen habe, sind die doch alle mit ihrem Podsystemen oder Fertigcoilern total zufrieden.

    Zu Goethe fällt mir nur ein (auch aus dem Kopf) "das Wort Freiheit ist so schön, dass man es nicht entbehren könnte, selbst wenn es einen Irrtum bezeichnete"

    @Monomond in einem Punkt hast Du mich tatsächlich missverstanden, ich wollte das Video nur nicht im Wichtelthread haben, Du findest es jetzt im Randgelaber.

    Und ich erlebe die Situation ganz anders und finde es schon fast perfide, Dampfverbote o. ä. mit den Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung zu vergleichen (die Pandemie erlebst Du allerdings ganz sicher anders als ich).

    Selbst das Rilkegedicht interpretiere ich anders. Vielleicht beeinflusst durch meine damalige Deutschlehrerin.

    Aber sind wir nicht alle (unter anderem) das Ergebnis unserer Erziehung? ;)

    In meiner Welt war und ist es immer richtig und wichtig, die "unbequemen" Stimmen zu hören und deren Gesagtes zu überdenken. Immer mit der Freiheit, mich anzuschließen oder eben zu einem anderen Ergebnis zu kommen, das ich dann auch vertreten kann und sogar darf ;)

    Aber, und das überrascht vermutlich nicht, eben nicht hier. Nicht in diesem Forum. Einem Dampferforum.