*seufz*
Illmix das ist nicht so wahnsinnig schön, was ich erlebe.
Aber ich kann ja mal einen groben Überblick geben, wie so ein Dienst aktuell sein kann. Es fängt zu Hause an, ich packe frische Unterwäsche, Socken und Duschkram ein, natürlich auch Dampfen, Liquid usw. Dann die Fahrt, Maske an, auf Station gehen, umziehen.
Ich gehe ins Stationszimmer, stelle meinen Korb ab, sage Hallo, gucke ans Board, seufze.
Dampfen, Liquid und Handy kommen in einen verkleben Plastikbeutel, dazu noch die Dampfen, Kippen und Handys der Kolleg*innen.
In der Schleuse zum Covid-Bereich Schutzkleidung anziehen. Blaue (oder rote, orangene, was halt farbig lieferbar ist) Handschuhe, Overall, Häubchen, andere Maske, Visier, weiße Handschuhe. Den Plastikbeutel in die "Schleuse" (ehemals Geräteraum) zum Balkon tragen.
Übergabe, x geht's besser an der NIV DNR/DNI gilt weiterhin, y liegt auf dem Bauch bis 8.00 Uhr, z ist gestorben, da liegt jetzt a mit Nierenersatztherapie, b hängt an der ILA, c liegt bis 2.00 in der dritten Runde auf dem Bauch, DNR Formular ist unterschrieben, d ist an der NIV, aber die Intubation scheint unumgänglich.
Die Kollegen gehen.
Wir teilen uns auf, mir "gehören" c und d.
Normaler Check, welche Medikamente/Infusionen laufen wie, ist für alles ein Ersatz aufgezogen und liegt bereit? Wie sind die Beatmungsgeräte eingestellt? Blutgaskontrolle, ein paar Worte mit d, aber er ist schon weit weg, kein Wunder, sein CO2 ist weit entfernt von jedem Normwert, ich gebe mehr "Druck", er stöhnt. Bei X gibt es roten Alarm, ich renne hin, alles schon wieder okay, die Maske war undicht, die Sättigung gefallen. Die Ärztin fragt nach der BGA von d und wir bereiten die Intubation vor, führen sie durch, zwischendurch wechseln die Kollegen bei C ein paar Medikamentenspritzen in den Spritzenpumpen, ich habe ein Ohr und manchmal auch ein Auge auf alle, aber gerade beide Hände voll.
Die erste geht in Maskenpause, bei D fällt der Blutdruck, die Medikamente zur Blutdruckunterstützung werden gesteigert, erfolglos. Der Monitor zeigt 40/20 an, ich messe manuell nach, lasse in Hochgeschwindigkeit Infusionen einlaufen, kippe das Bett mit dem Kopfteil nach unten, der Kollege guckt, die Kollegin kommt dazu, die Ärztin auch. Der Blutdruck ist kein Druck mehr, auch D hat die Reanimation abgelehnt, wir gucken uns an, Kopfschütteln, wir suchen nach der Konfession, r. - k., ich bete ein kurzes Gebet für d, während ich seine Hand halte und er stirbt. Das Covid-Handy klingelt, noch während der Asystoliealarm ertönt, ob wir noch ein Bett für eine sich verschlechternde Patientin von der internistischen Covid-Station haben? "gleich" antwortet die Ärztin, während ich den Fensterschlüssel suche, um Ds Seele fliegen zu lassen. Er kommt in einen schwarzen Sack,ich schließe das Fenster und reinige den Bettplatz, es summt, klingelt und brummt überall, auch in meinen Ohren. Jetzt mache ich Balkonpause, die Ärztin kommt mit. Wir ziehen unsere weißen Handschuhe aus, blaue Überkittel an, Masken und Visiere aus. Die bauliche Fehlkonstruktion des Balkons ist jetzt ein Segen, sie steht 4m von mir entfernt und telefoniert mit den Eltern von D, ich dampfe. Lese vielleicht hier. 15min Pause sind eigentlich zu kurz.
Hm ja.. Ich weiß nicht, ob das irgendwie hilft, sich das vorzustellen?