Auflösung des Bilderrätsels 10.20
Tada! And the winner is …
Es ist tatsächlich die Emmericher Rheinbrücke, die längste Hängebrücke Deutschlands. Und damit freue ich mich wirklich sehr, @ice-land , der sich diesmal so ins Zeug gelegt hat, auch zum verdienten Sieg der aktuellen Vapoo Detectiv Challenge gratulieren zu können: Herlichen Glückwunsch, lieber @ice-land !
Mangels Copyright-Rechten an fremden Bildern kann ich direkt keine weiteren Fotos hier zeigen, doch bei Wiki gibt es ein paar- und sehr schöne Fotos dieser Brücke gibt es auch hier (es lohnt sich, dort mal einen Blick hinein zu werfen).
Historische Fotos der im Bau befindlichen Brücke existieren nur wenige. Das Rätselbild stammt aus 1965, kurz vor Fertigstellung dieser Brücke. Ihr Bau dauerte drei Jahre (1962 bis 1965). Sie befindet sich nur knapp 9.000 Meter quer über die Felder von mir entfernt. Bei guter Fernsicht lassen sich sogar ihre Spitzen kilometerweit erkennen.
Über Tante Soffi stehen im Lager meiner Erinnerungen viele überquellende Säcke voller Anekdoten bereit. Bei ihr und ihren zwei Schwestern war ich aufgewachsen. Drei lebenslang ledig gebliebene Tanten in einem Haushalt auf dem Dorf, die der traditionellen und vom männlichen Geschlecht dominierten damaligen Welt trotzten aber die alle drei vollkommen anerkannt und in die dörfliche Gemeinschaft integriert waren. Jede Feministin bekäme leuchtende Augen. Tante Soffi als Ernährerin der Drei war freiberufliche Hebamme. In den 1940er und 1950er Jahren war sie die erste Frau mit einem Motorrad, danach die erste Frau mit einem selbstverdienten Auto, sie besaß schon einen Telefonanschluss, als nur der Arzt, Bürgermeister, Dechant, die Feuerwehr und Polizei ans Netz angeschlossen waren. Als Kind fuhr ich mit ihr aufs Land zu den Höfen, durfte im Auto warten, was für einen kleinen Jungen einen tollen Spielplatz am Steuer eines schon damals "virtuellen Autofahrens" bedeutete, und bekam nicht selten hautnah mit, wenn Soffi von den Bauern in Naturalien bezahlt worden war, indem gleich auf dem Hof eine Gans oder ein Huhn für sie geschlachtet wurde. Oder Soffi packte einen Schinken, Eier und, und, und in den Kofferraum. Vielleicht schreibe ich diese vielen Erinnerungen mal auf, sie stammen aus einer Welt, die heute kein jüngerer Mensch mehr kennt und ihm so unglaublich erscheint wie aus einem exotischen Land fremder Kultur. Kindsein am Niederrhein in den 1950er und 1960er Jahren war die maximale Freiheit. Für Kinder ab ca. 8 Jahren gab es nur vier Regeln: 1. vormittags Schule, 2. Mittagessen, 3. Sonntags in die Kirche und 4. nach Hause gehen, wennꞌs dunkel wird. Der restliche Tag gehörte den Kindern, die sich fleißig selber verwalteten und strukturierten. Kein Erwachsener kümmerte sich um diese Kinderwelt, was uns alle zu freien, starken und selbstbewussten Menschen werden ließ.
Herrje, ich schweife ab
Das mit der Perspektive des Bilderätsels ist dasselbe, mit dem sich im Internet schon 25 Jahre lang die Verschwörungstheoretiker bei Fotos der Mondlandungen herumschlagen. Vielleicht ist die perspektivische Unsicherheit vieler Zeitgenossen der Verbreitung stets zweidimensionaler Videospiele geschuldet. Dabei verarmt mitunter der Blick für die Realität - das sind so küchenpsychologische Deutungen von mir mangels anderer Erklärungen für diese Zeiterscheinung.
Wie dem auch sei, ich freue mich, wenn das Rätsel Spaß gemacht hat. Nächste Woche geht es "normal" weiter, eine typische Aufnahme wartet schon im Köcher, und danach habe ich eine weitere kleine Abwechslung gebastelt, mal schauen, ob sie euch gefällt. Jedenfalls sind die nächsten Wochen bildtechnisch schon verplant. Bis dahin also. Und geht doch mal zu Fuß über eine große lange Flussbrücke, ihr spürt sie durch und durch mit Haut und Haaren, es ist ein kostenloses Erlebnis der besonderen Art, ein Stündchen reales Abenteuer, das auf einem Familienausflug kein Kind je vergessen wird und wovon es noch Jahre und Jahrzehnte später mit glücklichen Augen berichtet: "Weißt du noch, damals mit Mama und Papa auf der Brücke? Der Wind und das Schwanken und der weite Blick in die Ferne ..."