• Was haltet ihr davon? Würdet ihr euch in Sozialen Netzwerken überall mit Klarnamen registrieren?

    "Wenn ich eine Weile ohne Lust und ohne Schmerz war und die laue fade Erträglichkeit sogenannter guter Tage geatmet habe, dann wird mir in meiner kindischen Seele so windig weh und elend, dass ich die verrostete Dankbarkeitsleier dem schläfrigen Zufriedenheitsgott ins zufriedene Gesicht schmeiße und lieber einen recht teuflischen Schmerz in mir brennen fühle als diese bekömmliche Zimmertemperatur."
    Hermann Hesse

    Vorlage für Akkuträger

    Liquidvorlage

  • Klar weiß ich was du meinst :give501: gebe aber folgendes zu bedenken: Was ist ein Klarname? Den mir meine jungen Eltern unter dem Erwartungsdruck der Familie (Tradition) vor über einem halben Jahrhundert gegeben haben? Der behördliche Name zwecks Registrierung und Kontrolle durch die Mächtigen und Anständigen? Oder mein mir aus tiefster Seele selber gegebener Name, der mein Wesen so gut wie möglich widerspiegeln soll? :Denk1:

    Einmal editiert, zuletzt von Monomond (23. Januar 2020 um 19:59)

  • Früher war ich sehr vorsichtig.

    In einem Spiel, das ich jahrelang gespielt habe, wo ich viele Leute kennengelernt habe - kennt man mich immer noch unter einem anderen Namen.

    Lustigerweise reagiere ich auf den inzwischen schon längst so wie auf meinen echten Namen. ^^

    Was sind letztendlich auch Namen ... die Leute, die dahinter stecken, sind viel wichtiger.

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  • Das lustige an dem Bericht dazu ist ja das die vestgestellt haben das die user als Bsp auf Facebook die sich mit klarnamen registriert haben eher und mehr "hasspost" veröffentlicht haben als die "anonymen" User mit fake Namen.

    Und trotzdem wollen die den Zwang zum klarnamen in social Media.

    "Wenn ich eine Weile ohne Lust und ohne Schmerz war und die laue fade Erträglichkeit sogenannter guter Tage geatmet habe, dann wird mir in meiner kindischen Seele so windig weh und elend, dass ich die verrostete Dankbarkeitsleier dem schläfrigen Zufriedenheitsgott ins zufriedene Gesicht schmeiße und lieber einen recht teuflischen Schmerz in mir brennen fühle als diese bekömmliche Zimmertemperatur."
    Hermann Hesse

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  • Man müßte erst einmal den Rahmen abstecken, was denn alles soziale Netzwerke sind. Im weitesten Sinne zählt ein solches Forum, in dem wir uns hier bewegen, auch zu sozialen Netzwerken, denn die hier stattfindende Kommunikation hat ja durchaus einen sozialen Aspekt.

    Klarnamen untereinander verwenden - kann man trefflich drüber streiten. Klarnamen + Daten aus Personalauseis beim Betreiber eines solchen Forums oder anderer Plattformen hinterlegen - fände ich gut. Wenn man sich das Auftreten vieler Zeitgenossen und /-innen in sozialen Netzwerken im engeren Sinne ansieht mit Morddrohungen und extremen Verunglimpfungen wäre das vielleicht ein Schritt in die richtige Richtung, um dem Einhalt zu gebieten. Rechtliche Schritte sind besser gegen reale Personen als gegen ein Phantasiegebilde einzuleiten.

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    Ich dampfe, also... wo bin ich hier?

  • Wenn man sich das Auftreten vieler Zeitgenossen und /-innen in sozialen Netzwerken im engeren Sinne ansieht mit Morddrohungen und extremen Verunglimpfungen wäre das vielleicht ein Schritt in die richtige Richtung

    Mit dem kleinen Unterschied, dass es hier keine Morddrohungen gibt.

    Klarnamen-Pflicht als vorbeugende Maßnahme gegen möglicherweise zukünftige Hass- und Mordrede? Erinnert irgendwie an Pötschke-Langer =O

    Vielleicht müssen Politiker, die so etwas für die sozialen Netzwerke fordern, erst noch lernen, dass die Freiheit einer Gemeinschaft/Gesellschaft durch Überwachung und Kontrolle leidet und am Ende daran stirbt. Aber vielleicht wollen diese Nasen ja gerade das: ihr Volk beherrschen und jedem einzelnen Menschen bis ins Wohnzimmer folgen. Das Wahrheitsministerium aus "1984" lässt grüßen.

  • Mit dem kleinen Unterschied, dass es hier keine Morddrohungen gibt.

    Klarnamen-Pflicht als vorbeugende Maßnahme gegen möglicherweise zukünftige Hass- und Mordrede? Erinnert irgendwie an Pötschke-Langer =O

    Vielleicht müssen Politiker, die so etwas für die sozialen Netzwerke fordern, erst noch lernen, dass die Freiheit einer Gemeinschaft/Gesellschaft durch Überwachung und Kontrolle leidet und am Ende daran stirbt. Aber vielleicht wollen diese Nasen ja gerade das: ihr Volk beherrschen und jedem einzelnen Menschen bis ins Wohnzimmer folgen. Das Wahrheitsministerium aus "1984" lässt grüßen.

    Ich finde es sehr befremdlich, dass sofort der Überwachungsstaat herangezogen wird. Gilt die Freiheit des einzelnen nur noch absout oder hat sie auch Grenzen, z.B. dann, wenn die Freiheit anderer massiv verletzt wird?

    Es geht nicht um den Überwachungsstaat. Der hat hier überhaupt nichts zu suchen. Es geht um den Schutz des einzelnen. Bürgermeister, die und deren Familien bedroht werden, alle die ein Ehrenamt ausüben oder die sozial engagiert. Auch diese Leute benötigen bei Bedrohung Schutz vor Hassäußerungen und Morddrohungen auch in sog. sozialen Netzwerken. Dem steht der Freiheitsgedanke nicht im Wege. 1984 beschreibt eine ganz andere Welt, die haben wir nicht und die brauchen wir auch nicht aber den Schutz des einzelnen.

    Nebenbei: ich habe nichts davon geschrieben, daß es hier Morddrohungen gibt. Aber auch in Foren kommt es abundzu vor, daß sich Leute daneben benehmen, die dann abgemahnt und ggf. aus dem Forum ausgeschlossen werden können. Bei Anmeldung mit Klarnamen könnte man in einem solchen Fall verhindern, daß sie mit falschen Angaben durch die Hintertür wieder rein kommen.

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    Ich dampfe, also... wo bin ich hier?

  • Heiner Gegen Schutz bedrohter Personen ist doch nichts einzuwenden. "Gesetze müssen her!", ist aber der immergleiche Ruf derjenigen, die Schutz und Sicherheit vorschieben, um eigene Interessen durchzusetzen. Es geht im "Kampf gegen Hass-Speach" nicht darum, Morddrohungen zu verhindern, dazu ist die Polizei da, sondern um unbequeme Meinungen zu unterdrücken.

    Das ist aber ein weites Feld und zu umfangreich für ein Dampferforum.

    Hier, in diesem Dampferforum gibt es keine Hassrede. Und wo es sie nicht gibt, besteht keine Notwendigkeit, Maßnahmen einzuführen, die sie verhindern soll. Andersherum wird allerdings ein Schuh daraus: dieses Forum dient als positives Vorbild für etliche soziale Medien, wie ein Miteinander zivilisiert auch ohne Klarnemen-Pflicht, Zensur und dergleichen funktioniert.

  • Klarnamen untereinander verwenden - kann man trefflich drüber streiten. Klarnamen + Daten aus Personalauseis beim Betreiber eines solchen Forums oder anderer Plattformen hinterlegen - fände ich gut.

    Ganz ehrlich: Wofür soll ich dem Betreiber meine vollständigen Personalien und Daten aus meinem Personalausweis geben? Abgesehen davon sind diese Daten für den Betrieb des Forums nicht erforderlich, weshalb er sie auch gar nicht legal speichern dürfte, sofern er sie verlangt. Die DSGVO lässt grüßen. ;) Einer der Grundpfeiler für das freie Internet ist die Möglichkeit, nicht unter seinem Realnamen zu agieren. Die Möglichkeit… das schließt die Freiheit ein, dies doch – aber halt freiwillig – zu tun.

    Es geht um den Schutz des einzelnen.

    Ich wüsste nicht, wie die Hinterlegung der Personalien irgendjemand schützen könnte.

    Aber auch in Foren kommt es abundzu vor, daß sich Leute daneben benehmen, die dann abgemahnt und ggf. aus dem Forum ausgeschlossen werden können. Bei Anmeldung mit Klarnamen könnte man in einem solchen Fall verhindern, daß sie mit falschen Angaben durch die Hintertür wieder rein kommen.

    Das ist doch Blödsinn. Bei berechtigtem Strafverfolgungsinteresse gibt es durchaus Möglichkeiten über die geloggte IP auf den Nutzer des Accounts zuzugreifen. Das funktioniert… ich weiß das. Sicher gibt es auch die Möglichkeit, die IP via VPN oder Tor zu manipulieren, aber das gilt auch für selbst angegebene Personaldaten. Die sind ganz schnell und plausibel mit einem entsprechenden Generator erzeugt… inklusive plausibler PA-Prüfziffer. Wie willst Du damit Fake-Anmeldungen ausgeschlossener Mitglieder verhindern?

    Abgesehen davon sehe ich keinen Grund, dass im Internet strengere Regeln gelten, als im realen Leben. Wenn Dir auf der Straße jemand eins auf die Kauleiste gibt, dann weist der sich auch nicht vorher mit seinem Ausweis aus. Der muss (mit viel Glück) auf andere Weise ermittelt werden. Und (fast) kein Atoknacker hinterlegt einen Zettel mit Namen und Adresse, wenn er Dein Auto aufbricht und das Navi oder den Airbag rausreißt (na ja… ab und an verliert mal einer seinen Ausweis… aber das passiert nur absoluten Stümpern, die den überhaupt zum Diebeszug mitnehmen… SO selbst, sehr selten, erlebt).

  • Klarnamen, nein Danke! Nicht wegen der Werbung, des Betreibers, der eh weiß wer ich bin, sondern eher wegen der Spinner, die zu viel Zeit haben und mir in meinem Leben auf die Nerven gehen, weil ihnen irgendein Post von mir nicht gefallen hat. Dafür habe ich keine Zeit. ;)

  • Ich nutze keines der sogenannten "sozialen" Netzwerke (der Ausdruck ist für mich nur Marketing-Sprech). Würde ich welche nutzen, würde ich einen Klarnamen immer verweigern. Ebenso in einem Forum. Dann bin ich eben weg und fertig. Wenn ich durch die Stadt laufe oder einkaufen gehe habe ich auch kein Schild um den Hals wo meine beglaubigter Name inkl. Schuhgröße und Kopfumfang draufstehen. Gut, bald wird das eh nicht mehr nötig sein, denn Videoüberwachung und Gesichtserkennung werden weiter ausgebaut werden und bei Erfassung eines Gesichtes werden im Hintergrund, die im Netz verfügbaren Daten dazu in Sekundenbruchteilen zur weiteren Analyse herangezogen.

    Diese Forderung der Politik ist schon viele Jahre Schäubles feuchter Traum. Die ewig gestrigen Apparatschiks, die noch dazu vom Internet und dessen Kultur soviel Ahnung haben wie ne Kuh von der Tour de France wollen mehr Kontrolle um unliebsame Meinungen besser unterdrücken/zensieren zu können. Nicht mehr und nicht weniger.

    Das hat auch nix mit 1984 zu tun, denn wird sind schon ein paar Schritte weiter. Es ist nur sehr viel diffiziler und perfider angelegt. Etwas spät, aber dann doch hat die Politik erkannt, welche Macht in diesem Medium schlummert(e) und wie gefährlich es ihnen und ihren Genossen werden kann. Man kann den Leuten nämlich nicht mehr so einfach in die Tasche lügen, weil die sich über alle Grenzen hinweg austauschen können. Ich kann den Ziegenhirten aus dem Iran, den Milchbauern in Afrika oder den Anwalt in Mexiko selber fragen, was dort grade Sache ist und wie er über dies und jenes denkt. Man kann die Leute nicht mehr so leicht gegeneinander aufhetzen und ausspielen. Machterhalt und Meinugshoheit. Nur daher weht der Wind. Alles andere ist nur vorgeschoben und künstlich aufgebauscht um die eigenen Interessen durchsetzungsfähig zu machen.

    Welche Chance hätte z.B. der arabische Frühling gehabt, hätte es eine Klarnamenpflicht gegeben? Richtig, keine.

  • Sorry, für den Doppelpost, aber ich möchte noch was zur besseren Eräuterung hinzufügen. Ich stelle immer wieder fest, dass vielen Leuten die Tragweite dessen, was sie für gut heissen gar nicht wirklic bewusst ist. Es geht nicht darum, ob die Nutzer in einem Forum wie diesem hier wissen wie heisse und wo mein Haus wohnt.

    Was würde eine Klarnamenspflicht denn daran ändern? Dann schreibt so jemand seine Morddrohung halt per altmodischer Briefpost oder schreitet gleich zur Tat. Aber was wäre die unmittelbare Folge davon?

    Sowas würde nicht mehr öffentlich werden, diese "Meinung" wäre nicht mehr sichtbar und somit nicht existent in unseren Köpfen.. Eine Demokratie lebt aber auch gerade davon. Eine Demokratie muss das alles aushalten können. Wenn einer rechts- links- blau- buntextrem ist, dann müssen wir wissen, dass solche Meinungen existieren und warum das so ist, denn sonst gibt es auch keinen Diskurs mehr und auch keine Denkanstösse.

    Es gibt zahlreiche Firmen, die die Profile von Bewerbern in "sozialen" Netzwerken abrufen. In den USA werden von einigen schon die Zugangsdaten gefordert, in China gibt es gar ein "soziales" Punktesystem.

    Gesetzt den Fall, ich würde mich auf eine Stelle im öffentlichen Dienst bewerben. Wie stünden meine Aussichten nach einem systemkritischen Post?

    Die Folge davon ist Selbstzensur aus Angst außen vor zu bleiben oder gar noch schlimmere Repressionen zu erfahren.

    Und bevor jetzt der unsägliche Spruch "wer nichts zu verbergen hat..." kommt, Jeder hat was zu verbergen und wer behauptet es wäre nicht so, der soll bitte umgehend Kameras und Mikrofone in seiner Bude installieren und uns eine Adresse zum Live-Streaming mitteilen.

    Gerade vor ein paar Tagen gab es die Meldung, dass ein chinesisches Startup 3 Milliarden Fotos eingesammelt hat. Dies hauptsächlich aus "sozialen" Netzwerken. Es ist die größte biometrische Datenbank, die auf Gesichtserkennung beruht. Ähnlich Google Glass ist es locker möglich im Hintergrund verknüpfte und gesammelte Daten in Echtzeit ins Display einer Brille einzublenden. Was möglich ist wird früher oder später auch gemacht, ausgenutzt und missbraucht. Weltweit werden sich die Dienste darum reissen und jeder wird diese Daten bekommen wenn er denn genug dafür bezahlt und den Entscheidern genehm ist. Zuckerberg und Co sowie leichtgläubige, naive Nutzer machen sowas erst möglich.

    Ist ja alles nicht so schlimm, die paar Bilderchens. Schaut man mal hinter die Kulissen dieses Startups (auch so ein Plastikwort, es handelt sich ja schlicht um eine neu gegründete Firma), findet man heraus, dass Verantwortliche und/oder Geldgeber auch bei anderen Firmen involviert sind. Zum Beispiel bei der Firma Palantir (einfach mal den Eintrag bei Wikipedia durch die Gehirnwindungen fliessen lassen), deren Software auch in Deutschland zum Einsatz kommt. Sucht man weiter, so lassen sich leicht hunderte Querverbindungen zu allen möglichen Firmen finden, die alle eines gemeinsam haben - sie bestimmen durch ihre schiere Größe und personellen Verflechtungen auf höchster Ebene die Geschicke unserer Welt.

    Wir alle sollten sehr auf der Hut sein leichtfertig unsere Privatsphäre offenzulegen bzw. Vorhaben wie dem Klarnamenszwang zuzustimmen. Was heute noch erlaubt, kann morgen schon verboten sein. Und dann fahren die Männer mit den scharzen Anzügen und schwarzen Limousinen vor, beschlagnahmen die Bunkerbase und stecken einen in den Knast. Mag lustig und übertrieben klingen, aber so schauts aus.

  • Es gibt zahlreiche Firmen, die die Profile von Bewerbern in "sozialen" Netzwerken abrufen.

    Genau so ist es, und das ist lediglich die Spitze des Eisbergs. Das Unternehmen, in dem ich arbeite, ist ein sogenannter Dienstleister, das heißt, viele Tätigkeitsfelder, für die früher oder bisher festangestellte Mitarbeiter bei Firmen arbeiteten, werden outgesourct und durch unsere Firma neu besetzt. Ähnlich wie bei der Leiharbeit, nur ist es keine Leiharbeit. Das ist seit Jahrzehnten mittlerweile Usus, wächst aber seit ein paar Jahren rasant. Die eigene Dienstleistungsfirma hat nun gar nichts mehr zu sagen. Sie erledigt alle Arbeiten zu Billigpreisen und falls sie nicht spurt, ist der Mitbewerber am Zuge. Große Firmen stellen im Wissen um diese Abhängigkeit Anfragen zu dem eingesetzten Personal, die sie vorher niemals legal stellen durften. Nur als Beispiel: Subunternehmen, die Mitarbeiter für US-Firmen wie Coca-Cola und andere stellen, durchleuchten diese Menschen wie es eine Detektei macht. Dabei sind Profile in sozialen Medien das kleinste Übel, es wird selbst die Gesinnung des jeweiligen Mitarbeiters ausgeforscht, indem sämtliche Freizeitaktivitäten der Leute auf mehreren Ebenen verknüpft und interpretiert werden. Rechtlich sind diese Firmen auf der sicheren Seite, da für sie US-Recht gilt - insbesondere machen sie viele Ausnahmen im Datenschutz geltend, die hierzulande zwar verboten sind, ihnen durch die Anti-Terror-Gesetzgebung der USA aber nicht nur erlaubt sind, sondern die sogar von den USA gefordert werden. Es braucht nicht viel Fantasie, sich vorzustellen, wie Firmen aus Russland, China oder aus sonstigen Ländern auf dem Markt der EU agieren.

    Ich selber wurde für eine solche Nachforschung schon eingesetzt, hatte mich dann aber geweigert, sie ein weiteres Mal durchzuführen. Es war mir zu intim, ich bekam wirklich ein schlechtes Gewissen, so in etwa, dass man weiß, diese oder jene Nachforschung ist mit Sicherheit nur halblegal. Meine Weigerung konnte ich mir erlauben, da ich schon 30 Jahre in diesem Unternehmen tätig bin. Diese "meine" Firma ist aber nur eine kleinere ihrer Art mit begrenzten Ressourcen. Ich weiß von großen Konkurrenz-Firmen, dass es viel heftiger zugeht, als wir auch nur im Entferntesten annehmen.

    Der vielzitierte Satz: "Ich habe nichts zu verbergen!", stammt von naiven Leichtgläubigen, die meinen, alles würde nach Recht und Gesetz verlaufen. Tut es längst nicht mehr bzw. sollten sie sich die Frage stellen, nach welchem Recht. Deutsches, EU-Recht, US-Recht oder sonstiges Recht? Und wo sind welche Ausnahmen der Regeln?

    Wenn ich von einem Menschen in den sozialen Medien oder allgemein im Internet etwas finden will, dann finde ich es auch, egal was, es ist lediglich eine Frage der Gewichtung und der Interpretation der Funde. Diese Funde stammen alle von den betreffenden Leuten selber. Kann man machen, man kann online präsent sein, wenn man sich im Klaren darüber ist, was man von sich offenbart (ich tu das auch aber nur auf Kanälen, die ich selber beeinflussen kann, also nie in einem der großen sozialen Netzwerke). Wenn man es weiß, lässt sich steuern, was über die eigene Person gefunden und in einem Dossier zusammengestellt wird - man kann sogar dem Material dann eine unbedenkliche Richtung geben. Weiß man aber nicht, wie Nachforschungen funktionieren, hat man die A-Karte gezogen.

    Und bei alldem sind noch gar nicht die "SiFi-Möglichkeiten" berücksichtigt, die durch eine Verknüpfung all der Metadaten von Kartenzahlung bei Edeka über Tracking der Smartphones und Autos bis hin zur Freizeitgestaltung durchs Streamen mittlerweile zum Alltag gehören. Pyrex beschreibt diese Richtung sehr eindrucksvoll, wie ich finde.

    Vor wenigen Jahren hatte ich noch gedacht, Edward Snowden und Julian Assange seien so Spinner, staatsfeindlich, da eine eigene politische Agenda folgend. Was sie beschreiben, wurde bereits von der Realität eingeholt. Lautsprecher, die man aus der Ferne als Mikrofon umfunktionieren kann, Hersteller von Mainboards, Kameras usw., die Spionagetechnik werksseitig in die Hardware einbauen (oder einbauen müssen) - nur mal zwei Beispiele.

    Noch 2001 hallte ein medialer Aufschrei der Empörung durch die Republik, als Microsoft erstmalig sein Betriebssystem von jeder einzelnen Person online registrieren ließ, heute, nur 20 Jahre später, lassen alle ihre Systeme monatlich updaten mit Daten, von denen sie nicht das Geringste mehr wissen. Auch hier werden Begriffe wie Sicherheit und Schutz wie eine Monstranz vorangetragen.

    Irgendwann wird die Anonymität zu einem Luxus und vielleicht sogar zu einem Kern einer zukünftigen Revolution. Dann wird der Losung "Liberté, Égalité, Fraternité" ein "Anonymat" angehängt. Wer weiß, vielleicht steht in Zukunft das Recht auf persönliche Anonymität in den Menschenrechten.

    Nunja, ich schweife ab. Und entschuldige mich für die vielen Worte. Stamme halt aus einer anderen Zeit, früher gab es immer das Wort zum Sonntag. Hab da wohl was verwechselt :/:)

  • Du hast das perfekt auf den Punkt gebracht @Monomond . Das Recht auf Anonymität ist doch eh in weiten Teilen schon abgeschafft… und das nicht nur vermeintlich „berechtigten“ Personen gegenüber (so z.B. Forenbetreibern). In dem Moment, wenn man nicht nur die aSozialen Netzwerke (wer davon angekotzt ist, sollte mal einen Blick auf die föderierten Sozialen Netzwerke werfen… da geht es überwiegend wesendlich „sozialer“ zu und man kann wirklich „asozial“ agierende Teilnehmer effektiv ausblenden) nutzt, um sich öffentlich auszudrücken, sondern wie ich auch Blogs und ein Online-Magazin, stehen wichtige Daten (Name, Anschrift, Kontaktdaten) öffentlich durch jeden einsehbar im Netz. Das ist gesetzliche Verpflichtung. Wenn ich hier also als „PepeCyB“ auftrete, so kann jeder ganz schnell meinen vollen Namen und meine Wohnanschrift herausfinden. Die steht nämlich in meinen Impressi.

    Dessen bin ich mir auch bewusst und ich handle und bewege mich online dementsprechend. Das ist auch der Grund für meine multiplen Persönlichkeiten. Es gibt den „PepeCyB“, von dem jeder weiß, wer das ist… dann gibt es noch eine „leicht anonymisierte“ Identität (die man durch umfangreichere Recherchen noch irgendwie in Zusaamenhang mit mir bringen kann)… und schließlich eine sehr anonyme „Person“, bei der ich sämtliche Mechanismen der Überwachungsabwehr nutze.

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