• Ich bin ja auch einer von denen, die niemand sein will, ein absoluter Foto-DAU (DAU = dämlichster anzunehmender User). Draufhalten und abdrücken. Danach soll das Bild so aussehen, wie ich's mit eigenen Augen gesehen habe. Das klappt zwar eigentlich nie, doch manchmal werden Fotos trotzdem ganz gut, nämlich dann, wenn selbst ich DAU eigentlich gar nichts falsch machen kann, weil das Motiv 99,9 Prozent des Fotos ausmacht.

    Ist schon etwas her. Da war ich 15 Jahre lang Nacht für Nacht.

    Erstmal das Motiv im leichten Nebel eines mittelalterlichen Schloss' mit Kunst drumherum. Was kann man da schon falsch machen :)

               


    Dann das Motiv "es war einmal", historisches Zeugnis, großspurig ausgedrückt. Bei ihm ist man hinterher über jeden Pixel dankbar, egal in welcher Qualität, denn der erhaschte Blick in die Vergangenheit zählt. Diese Trauerweide gibt es nämlich längst nicht mehr. Eines Nachts im Sturm brach sie fast vollständig ab:


    Und dann das Motiv Vollmond und Natur. Wenn ich jetzt erwähne, dass es "in echt" hundert mal intensiver ausgesehen hat, dann wäre das ein Beleg dafür, wie viel besser man diese beiden folgenden Fotos hätte machen können mit ein bisschen mehr Ahnung von Fotografie. 1. ein magischer Wald; 2. der Mond im See gespiegelt.

         


    Und dann war da ja noch was. Meine vierbeinige Kollegin, die mich jahrelang begleitet hat und die mir jetzt von oben aus dem Hundehimmel über die Schulter schaut:

  • Habe mich noch nie nachts im Wald und alleine gegrustelt! Ich sage schon immer, wenn jemand einem anderen etwas Böses will, dann sucht er sein Opfer garantiert nicht im einsamen Wald, sondern im Parkhaus um die Ecke oder so. Von daher bedeuten Wald und Nacht für mich stets Sicherheit und Freiheit. Und was die Geister, die inneren und äußeren betrifft, mit denen stehe ich freundschaftlicher Verbundenheit sozusagen :)

  • Geht mir genauso. Hab eine winzige Hütte mitten im Wald und die 14 Tage lang hergerichtet. In der Zeit stand das Bett draußen zwischen den Bäumen. Die erste Nacht war komisch als ständig Rehe, Wildschweine, etc. an einem vorbei sind, die kommenden waren (solange es nicht geregnet hat) einfach nur friedlich. Waldluft und das Gefühl von Freiheit... :emojiSmiley-05:

  • softius Gerade überlege ich, dass meine Ansichten auch als naiv und dumm verstanden werden können, denn in anderen Regionen der Erde sieht eine Nacht im Wald vielleicht nicht ganz so friedlich aus wie bei uns. Das stimmt. In Mitteleuropa brauchen wir keine Angst zu haben, denn es gibt hier keine Tiere mehr, die uns Menschen gefährlich werden können. Anders sieht es natürlich in Nordamerika aus; einem ausgehungerten Bären möchte ich wirklich nicht begegnen. Oder Südamerika, Schlangen Raubkatzen und wer weiß, was für heimtückische Gesellen dort in den Wäldern auf der Lauer liegen. Also ich unterscheide da schon.

    Und dann stellte sich mir gerade die Frage, woher die Angst vor dem Wald überhaupt kommt. Bis zur Neuzeit wurden Verbrecher und Irre statt in Gefängnisse geworfen, einfach aus der Gemeinschaft verbannt. Die hielten sich fortan in Wäldern der Umgebung der Dörfer auf. Dass die Eltern ihre Kinder also mit Schauergeschichten warnten, nachts sich zu weit vom Dorf zu entfernen, ist nachvollziehbar und auch richtig.

    Und dann fällt mir noch der Aspekt "nachts im Park" ein. Da gruselt's mich zwar nicht, auch habe ich keine Angst, doch Vorsicht ist absolut angesagt. Vergewaltigungen und Raub finden gerade dort statt. Ein Park ist aber eben kein Wald. Der Schlosspark von den Fotos liegt mitten in einem Waldgebiet, da ist nachts keine Menschenseele. Anders als in einem Stadtpark, wenn du den nachts durchquerst, kannst du fast sicher sein, dass dich etliche Augenpaare im Verborgenen beobachten.

    Aber trotz allem, gruseln tut's mich auch dort nicht. Ich muss wirklich angestrengt nachdenken, wann, wo und warum ich mich zum letzten Mal gegruselt habe. Ich glaube, es war in einer Menschenmenge, als mir die TV-Bilder von der Panik der Loveparade in Duisburg in den Sinn kamen - da musste ich dann unbedingt sofort weg.

    edit: ach ja, bei Gewitter: ich hab Angst bei Gewitter :)

  • @Monomond ich habe in Griechenland (einsam gelegenes Dorf im Gebirge) mal nachts auf der Veranda geschlafen. Mitten in der Nacht sprangen plötzlich 2 Katzen auf meinen Bauch, ich habe mich so erschreckt dass ich das halbe Dorf zusammengeschrien habe ||.

    Die Fledermäuse fand ich eher spannend, aber als man mir dann erzählte, dass die Giftschlangen gerne auf die Veranda kommen war an Schlaf definitiv nicht mehr zu denken.

    #IchDampfeIchWähle #

  • Der Wald ist immer toll, ich bin da sehr gerne. Und ich fühle mich dort wesentlich sicherer als in einer Stadt, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Nach nur wenigen Minuten überkommt mich dort immer eine große innere Ruhe, die ich nirgends sonst so verspüre. Hier gibt es einen "Urwald", der schon seit über 100 Jahren nicht mehr bewirtschaftet wird und "wild" vor sich hin wächst. Darin gibt es einen kleinen See, der wunderschön ist und zu meinen absoluten Lieblingsplätzen gehört, dort fahre ich immer hin, wenn ich gestresst, genervt oder sonstwie nicht gut drauf bin. Nach einer Weile dort gehts mir immer wieder gut.

    Diesen Anblick hab ich dann vor mir:

    komischerweise wird das mehrfach hier hinzugefügt ? Egal, ist auch 3x schön :D

  • dass die Giftschlangen gerne auf die Veranda kommen

    Das haben mir befreundete Kroaten erst bereifbar gemacht: Die halten alles um ihr Haus herum nahezu steril übersichtlich.
    Nicht, weil sie so langweilige Gestalter sind, sondern um die unliebsamen Viecher fernzuhalten.

    Hier im Wald fühle ich mich wohl und sicher. Und im Garten kann ich mich auch schon mal zum Schlafen so in die Wiese hauen, wenn die alten Knochen noch mitmachen :beardgrandpa01:
    Wobei es weder bei uns im Garten noch in den umliegenden Wäldern Wildschweine gibt. Ich hörte, mit denen sei nicht zu spaßen :girlies_knab:

  • Mal etwas zur Restaurierung alter Fotos. Rein autodidaktisch, ich kenne mich nicht einmal in der Begrifflichkeit der Fotografie aus.

    Bis in die 1990er Jahre fotografierte man noch analog. Mit viel Chemie :) Wer Fotos ohne Negative aus jener Zeit besitzt, sieht, wie schnell sie altern, wie sehr doch Chemie und Papier mit den Bedingungen unserer Atmosphäre ein immer dichteres Tänzchen aufführen, diese Schwerenöter der Natur, bis dass sie irgendwann vollends ineinander aufgehen und man kaum noch etwas auf den Bildern erkennen kann. Der erste Schritt zu deren Erhalt ist die Digitalisierung. Damit ist dem Alterungsprozess ein Riegel vorgeschoben. Doch meist sind die Fotos bis zu jenem Zeitpunkt bereits sehr unansehnlich geworden. Jetzt muss also restauriert werden.

    Wie bei uns Dampfern, so gibt es überall, wo Menschen auf- oder zueinander treffen, viele unterschiedliche Meinungen. So auch bei der Restauration alter Artefakte. Die einen sagen, man muss unbedingt die Spuren der Zeit der Authentizität halber belassen, wie sie sind. Andere sind der Ansicht, der Gegenstand - oder wie hier das Foto - soll in den Bereich seiner Entstehung zurückversetzt werden, also so aussehen, wie es vom Fotografen seinerzeit beabsichtigt und produziert worden war. Wieder andere sagen, man dürfe alles mit den Bildern machen: die Pickel auf der Haut retuschieren oder sogar die Kleidung und Umgebung neu einfärben.

    Meine Wenigkeit tendiert zu einer Mischung aus den ersten beiden Meinungen, sieht also so aus, den Originalzustand weitgehend wieder herzustellen aber seine Authentizität als alte Fotografie dennoch erkennbar zu lassen.

    Hier ein Beispiel eines Fotos recht guter Ausgangsqualität, aufgenommen Ende der 1950er oder Anfang der 1960er Jahre bei einem Fotografen. Die dort abgebildeten beiden Personen sind meine Eltern. Bei dem Bild gibt es keine Persönlichkeitsrechte mehr, die verletzt werden könnten, es sei denn Petrus schickt im Auftrag meines Vaters Blitz und Donner auf die Erde hinab, um damit sein Missfallen an meiner Veröffentlichung kundzutun. Ich glaube aber eher, das Gegenteil wäre der Fall und Papa zeigt nun den Engelchen im Himmel oder cool an der Bar sitzend in der Hölle das restaurierte Bild seiner Jugend und ist stolz, noch immer auf der Erde im Zustand ewiger Jugend schön wie einst zu verharren.

    Nach der Digitalisierung wird zuerst der farbliche Gelbschleier entfernt. Das funktioniert heute mit jedem gängigen Fotoprogramm per Knopfdruck. Meist genügt es, die automatische Farbkorrektur dafür zu verwenden. Das Ergebnis macht schon locker 50 Prozent einer Verjüngungskur aus.

    Als zweiten Schritt wähle ich die behutsame Hervorhebung der Bildschärfe in wenigen Bildbereichen, auf die es meiner Ansicht nach ankommt. Hier also der Gesichter insbesondere der Augenpartie. Dazu nehme ich einen großflächigen Stift, eigentlich mehr ein Arbeitsbereich, mit dem rein optisch nach dem Gefühl die Bildschärfe etwas erhöht wird.

    Der dritte und letzte Schritt ist wesentlich arbeitsintensiver, denn um die vielen Flecke, Abplatzer usw. am Originalbild zu entfernen, weiß ich ja nicht, wie das Original tatsächlich ausgesehen hat. Ich muss also interpolieren, das heißt, jeder nicht mehr im original vorhandene Pixel muss durch einen neuen ersetzt werden, der höchstwahrscheinlich so ausgesehen hat. Dazu lässt sich das Pixel-Klonen verwenden. Ich wähle den direkt neben einem abgekratzen Pixel liegenden und ersetze damit den fehlenden. Zu 99,9 Prozent entspricht dies dem Original. Als Stiftgröße verwende ich 1 Pixel bis 10 Pixel mit nur 50 prozentiger Deckkraft und weichem Rand, so wird verhindert, dass das Endergebnis wie durch Seifenblasen betrachtet erscheint. Man muss da schon sehr genau sein. Dankbar ist bzw. leicht machen es natürlich der Hintergrund einer Raufasertapete sowie grobe Textilien wie beim Jackett. Behutsamer ist das Vorgehen im Bereich der Gesichter angesagt.

    Im Ergebnis verzichte ich aufs Retuschieren aller Bildstörungen. es ist ein Balanceakt, den man durchs Gefühl auszugleichen versucht. was ist störend, was wichtig, was kann bleiben?

    Und wer jetzt fragen sollte, was das denn bitteschön mit dem E-Dampfen zu tun hat, nun, ich habe während der Restaurierung mindestens zwei Tanks leckeres Kaffee-Liquid verdampft: 5% CBV-Kaffee-Aroma in einer 40/60-prozentigen Mischung PG/VG mit einem Nikotingehalt von um die 3 mg pro ml.

    Wir sehen also, lecker e-dampfen führt zu kulturhistorisch annehmbaren Modernisierungen vergangener Zeiten ^^

    Einmal editiert, zuletzt von Monomond (28. Juni 2020 um 13:09)

  • Mal etwas zur Restaurierung alter Fotos. Rein autodidaktisch, ich kenne mich nicht einmal in der Begrifflichkeit der Fotografie aus....

    Interessant, was du Dir da für eine Arbeit machst. Es erinnert mich an früher, wo ich ebenso vor allem viele Positive aus meiner Diazeit eingescannt und optisch langwierig mit meinem Photoshop verbessert habe. Mittlerweile kannst du Dir diese Arbeit wesentlich erleichtern, wenn Du die neueren Tools samt der damit verbundenen AI-Technologie nutzt. Sie kann einem viel Arbeit abnehmen und viele Fehler automatisch (oder nach Wunsch eingestellt) verbessern. So arbeite ich immer weniger bei meinen digitalen Fotoarbeiten mit dem legendären Photoshop, sondern immer lieber mit folgenden drei Programmen, die ich Dir empfehlen kann, sie kosten nicht viel und erleichtern echt kolossal Deine Arbeit. Falls Interesse, hier meine Empfehlungen:

    DxO PhotoLab, Luminar oder/und On1 Photo RAW.

    .... und hier noch zwei Beispiele für all die obigen Freunde von Sonnen-Auf- und Untergängen: Das letztere Photo ist übrigens noch aus meiner analogen Zeit mit meiner treuen doppeläugigen Rolleiflex, was dann eingesannt und digital verbessert wurde, damit die Stimmung nach dem Scan wieder optimal passt:

    :emojiSmiley-41:Tschööö - Bernie :emojiSmiley-102:

    5 Mal editiert, zuletzt von Bernie (2. Juli 2020 um 22:16)

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