Kein Blatt vor dem Mund - Frei Schnauze

  • Hart aber herzlich :D Wenn ich "Ach, stell dich nicht so an: das passt schon" höre, sage ich "Dein Mittelmaß kotzt mich an" Ein Azubi hat ein Ausgabesystem beim Kunden aufgestellt, da werden Positionen mit Aufklebern markiert. Er ist stolz wiedergekommen "Fertig, hier sind die Fotos" "Der Aufkleber hängt schief!" ratet mal, wer gerade unterwegs zu dem Kunden ist um einen Aufkleber neu zu kleben. Bald sind Abschlussprüfungen meiner "Jungs". "Ich hatte 98% da ist noch Luft nach oben: meine ersten beiden haben mit 86% und 82% abgeschlossen. Enttäuscht mich bitte nicht auch noch. Wenn mich jemand toppt, kann ich beruhig in den Ruhestand gehen." :D Der 82er ist inzwischen mein Kollege, den 86er habe ich nach Jahren inzwischen mit Frau, leicht angeschickert auf einem Stadtfest wiedergesehen. "Das ist er! Der hat mich durch die Hölle gehen lassen, jeden scheiß Fehler hat der mir direkt um die Ohren gehauen, wenn ich mal nicht im Zeitplan war hat der mich getreten und mich Überstunden machen lassen" schaut mich an "Was habe ich dich dafür gehasst. Ich war ein Padawan und du hast aus mir einen Meister gemacht" :D Und darum geht es mir: Mittelmaß gibt es schon mehr als genug ;)

  • Solange Dich nicht die Eltern anrufen, weil ihre (volljährige) Tochter eine schriftliche Aufgabe neu verfassen muss, bitte mit korrekten Fachtermini, korrekter Rechtschreibung und vollständigen Sätzen (oder erkennbaren Stichpunkte, ich bin ja nicht so) und vor allem mit korrekten Inhalten (denn der Totraum ist NICHT das Lungenvolumen eines Toten usw.)...

  • Naja, ich finde in der Ausbildung darf man einfach auch lernen, wie es wirklich richtig geht...

    Und da ist in der Arbeit mit Menschen viel weniger messbar als beim Schleifen/Sägen/...

    Und es gibt viel mehr "Toleranzen".

    Da muss aber trotzdem die theoretische Grundlage da sein.

  • Das ist stark Berufsabhängig. In dem Bereich in dem ich Ausbilde sind zwischenmenschliche Dinge eher unwichtig 😂 Hier wird entwickelt und nicht gelabert 😉 Und Theorie ist auch noch oft Praxis 🤣 Beispiel: einer meiner Azubis kriegt die Zähne nicht auseinander: dem musste ich telefonieren beibringen, ohne dabei zu stottern. Richtig introvertiert, für viele kaum erreichbar aber: mit seiner Leistung fickt er alle weg 😂 ich bin es gewohnt Mensch-Maschine-Schnittstelle zu sein, im seinem Fall bin ich sogar Mensch-Mensch Schnittstelle. Der ist so sehr Nerd, dass ein normaler Mensch ihn gar nicht versteht. Für die harten Aufgaben genau mein Mann. Ich bin da eher der Zwitter: ich muss auch labern, verkaufen, den Menschen dort abholen wo er gerade steht(wie ich den Spruch selber hasse). Und der alte Schlosser muss halt präzise feilen: sein Werkstück ist seine Arbeit. Alles andere ist Nebensache.

    Arbeit mit Menschen funktioniert in meiner Branche so: sie dein Gegenüber so schnell über den Tisch, dass er die dabei entstehende Reibungsenergie als Nestwärme empfindet 😂

    Nein, die Wahrheit ist: Qualität setzt sich durch

    Melone , das sind verschiedene Welten, das erlebe ich unter meinem Dach. Während ich unter anderem im kompletten Betriebsumfeld Kennzahlen definiere, diese in Formeln packe und analysiere um Erfolge und Misserfolge klar definiert zu messen....hat meine Frau Sozialwissenschaft und Psychologie studiert um verlorenen Seelen einzufangen. Die spannendste Stelle war hier in der forensischen Psychiatrie. Das ist ein Arbeitsumfeld, das mich schlicht überfordert 😂Aber... Auch hier wird gemessen und bewertet und ich frage mich ob das gerade im sozialen Sektor nicht zu viel wird.

    3 Mal editiert, zuletzt von Illmix (19. Februar 2021 um 20:42)

  • Naja, ob das zuviel ist oder wird...

    Du brauchst halt "Instrumente", um gewisse Risiken oder Zustände zu bewerten, weil sich dadurch gewisse pflegerische Maßnahmen ableiten.

    Manchmal ist die pflegerische Maßnahme auch "geh' dem zuständigen Arzt auf den S***, bis er handelt".

    Das hat wieder was mit professioneller Pflege und QM zu tun... Und damit, dass irgendjemand wohl zu der falschen Erkenntnis gekommen ist, dass das Pflegepersonal zu viel Zeit hat und gerne 3-4 von 24 Stunden mit Dokumentation verbringt...

  • Illmix

    Ein Kunde hat mal zu mir gesagt: Du hast auch einen an der Waffel, gut so! Seiner Meinung nach sind die, die es nicht haben, auch nicht wirklich gut in ihrem Job. Seh ich mittlerweile auch so ;)

    Ich hatte ähnliche Ansprüche an "meine" Software und meine Azubis. Perfekt oder gar nicht, war die Devise. Computer können nur ja oder nein, da gibts nix dazwischen und auch keine Emotionen.

    Bei privaten Sachen kann ich aber prima "Schlonz sein" und 5 gerade sein lassen. Perfektionismus hat mich lange angetrieben und auch erfolgreich gemacht, aber es ist auch unheimlich anstrengend und es hat lange gedauert, bis ich gelernt hab, das "2ter oder 3ter" immer noch weit oben ist. Leider oder Gottseidank hab ich das erst gelernt, als ich in Rente ging.

    Melone

    Dokumentation ist echt eklig, so richtig eklig. Als Softwareentwickler hab ich das auch ständig machen müssen und nichts an meinem Job hab ich so gehasst wie das. Leider hat man ja nie Zeit, dafür mal eine vernünftige Software zu schreiben und so tippt und tippt man ellenlange Texte, die dann eh kein Schwein mehr liest ... denn: who reads the fucking manual?

    Wissen nutzt nur wenn man es anwendet. :midi36:

    footer1580945957_19460.png

    Es wurde bereits alles gesagt - nur noch nicht von jedem ;) (Karl Valentin)

  • @Ingo gerne, ich weiß eh nie wo ich den Kram hier unterbringen soll. Und ja, auch für die Dampfe kann man so einiges drucken

    Melone ich sehe die Bewertung immer kritisch. Wenn A und B eintreffen dann C sonst D funktioniert in meinen Augen zu 100% in der IT, bedingt bei Geschäftsprozessen(hier ist das immer ein wenig Glaskugel, egal wie viele Kennzahlen man erfasst) aber am wenigsten am Menschen. Zu einem alten Job meiner Frau: wenn a und b eintreffen ist der Kinderschänder geheilt und darf zurück auf die Straße. Nein, die Verantwortung hat sie freiwillig wieder abgegeben.

    2 Mal editiert, zuletzt von Illmix (20. Februar 2021 um 18:04)

  • Wenn der Frosch keine Beine hat, ist er ja auch taub...

    Nein, im Ernst, bei uns gibt's ja z. B. eine Schmerzkala. Entweder Schmerzen von 0-10 (keine Schmerzen bis stärkste vorstellbar Schmerzen, weil Schmerz ja individuell empfunden wird) oder eine Reihe von Smileys.

    Je nach Stärke der Schmerzen darf dann ein bestimmtes Medikament gegeben werden.

    Wenn ein aufwachender Patient "randaliert", sich nicht beamten lässt usw., dann muss ich erst sein "Bewusstsein" überprüfen, die Delirskala ausfüllen und seine aktuelle Sedierungstiefe dokumentieren, bevor ich einen Doc nerven kann, weil: "da steht ja nix, woher soll ich wissen, dass da was nicht in Ordnung ist" .

    Alternativ kann man dem Arzt auch mitteilen, dass man ihn in fünf Minuten am Patientenbett erwartet, derweil dokumentieren, dass der Arzt informiert wurde und hoffen, dass alle Zu- und Ableitungen so lange drinbleiben.

    Das ist auf der ITS schon noch mal anders (sehr anders) als in der Forensik. Zum Glück, denn in der Forensischen wollte/könnte ich auch nicht arbeiten.

    Übrigens noch für die Fahrer des alten MX5.

    Auch ein Auto hat einen GCS von 3, nur der MX5 hat 4 (weil er seine "Augen" "auf Kommando" öffnen kann)

  • Ach, ich kann genügend negativ Beispiele nennen, bei denen das Bewerten von Menschen voll in die Hose ging. Klar, es ist auch ein Kommunikationsmittel. Ein Arzt weiß nicht weiter, ist aber zu stolz sein Versagen zuzugeben und zückt den "psychosomatisch" - Stempel. Der nächste Arzt sieht ihn, denkt sich "Ballaballa" und schaut gar nicht erst weiter nach. So geht es dann von Arzt zu Arzt, der Zustand verschlechtert sich und das Leben macht keinen Spaß mehr. Irgendwann wirft dir der MDK Ärztehopping vor und streicht dir die Gelder. Dann bist du immer noch krank und findest mit Glück einen Arzt der den Stempel übersieht (übersehen will) und sich sein eigenes Bild macht. Der sieht dann nach Jahren eine zersetzt Schilddrüse und verabreicht dir Thyroxin. Das Leben geht wieder Berg auf, aber dank des Stempels ist bis dahin einiges verloren. Genau das Spiel habe ich begleitet, seitdem sind für mich Ärzte auch nur flachpfeifen unter denen es eine Hand voll gute gibt. 😂

  • Noch ein Beispiel: Ein Arbeitskollege ist mit Kopfschmerzen zum Arzt, hat nach einiger Zeit auch den Psycho-Stempel bekommen. Klar, wenn das Leben keinen Spass mehr macht, gibt man sich damit nicht zufrieden. Der Stempel verweist dich dann schnell zum Psychologen, du machst einen unnötigen Drogentrip mit, die Kopfschmerzen bleiben. Es folgen Gedächtnisausfälle und Orientierungsverlust. Du weißt selber nicht mehr woran du glauben sollst: sind das die Psychopharmaka? Die Psychopharmaka werden gewechselt, das Leben gleicht der Hölle. Und erst dann findet sich ein Arzt der die Psychoschiene zur Seite schiebt und feststellt, das der Tumor im Kopf schon zu groß ist. Erst verlierst du ein Auge, dann das halbe Gesicht, das Gehirn wird soweit weggeschnibbelt wie es geht. Ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, an dem ich mit ihm am KH-Zimmerfenster gestanden habe und mit ihm die Hintern der Schwestern auf dem Parkplatz bewertet habe. Schwieriger Moment: ich wollte mich verabschieden, aber wusste nicht wie.

    Das sind die kleinen Geschichten, die mir immer wieder zeigen, dass es gefährlich ist Menschen nach Schema F zu bewerten und an diesen Bewertungen festzuhalten. Ich bin mir sicher, dass wir Menschen medizinisch schon was drauf haben, aber wir noch lange nicht allwissend sind und noch viel geforscht und gelernt werden muss. Aber Situationen wie diese sind kein Problem mangelnden Wissens. Das sind systematische Probleme: Schublade auf, Patient rein, Schublade zu und Füße hoch.

    2 Mal editiert, zuletzt von Illmix (20. Februar 2021 um 20:13)

  • Für mich ist heute ein trauriger Tag, da sich mein Lieblingsduo recht plötzlich aufgelöst hat. 😟

    Auf jeden Fall ein Ausstand mit Stil!

    Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

  • Bin heute mal echt angefressen. Wollte ja nach HH, Rest Laminat verlegen und diverse andere Dinge machen. Steig ins Auto, sagt der "Elch" : Motorwartung erforderlich. hmpf ... Aus, wieder an, selbes Spiel. Ok, trotzdem mal gucken ob er rollt. Kaum aus dem Ort will ich beschleunigen ... kommt nix, der dreht nicht mehr bis 3000 Touren ... AAARRGGGHH. Also, gleich weiter zum Schrauber meines Vertrauens ... Fehlerspeicher ausgelesen ... Nix genaues weiß man nicht ... Kann dies sein, kann das sein (von kaputtem Schlauch irgendwo bis kaputte Kraftstoffeinspritzung). Wenigstens nimmt er sich den gleich mal vor und morgen Mittag weiß ich dann hoffentlich mehr. Und bete natürlich, das es dann a) am besten wieder repariert ist und b) der ganze "Spaß" nicht zu teuer wird ...

    Am meisten nervt mich aber, das ich da nicht im Haus helfen kann, die ziehen Samstag ein und ein Zimmer hat noch kein Laminat und alle noch keine Fußleisten ... oh man, watt'n Kack

    Wissen nutzt nur wenn man es anwendet. :midi36:

    footer1580945957_19460.png

    Es wurde bereits alles gesagt - nur noch nicht von jedem ;) (Karl Valentin)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!