Mal ein Experiment (was mit Fotos) ;-)

  • Tja wo soll ich bloß anfangen. Eigentlich bin ich eher weniger der Off Topic (aka Small Talk) Mensch. Vor allem in einem Fachforum versuche ich in den allermeisten Beiträgen beim Thema zu bleiben. Aber wie die meisten wohl wissen habe ich das Hobby Fotografie. Und obwohl ich ja nur Hobbyist bin, gehen mir so einige Projekte durch den Kopf. Ob ich die jemals alle in Angriff nehmen werde weiß ich heute nicht. Vielleicht mal, wenn ich in Rente bin und die entsprechende Zeit dazu habe.

    Aber eines meiner Projekte ist zu erfahren, was wohl andere Menschen denken wenn sie ein Foto betrachten. Und damit meine ich nicht Menschen die sich mit Fotografie befassen. Daran habe ich kein Interesse. Auch müsst ich dazu ja nur einem der vielen Fotoforen beitreten. Ich möchte natürlich niemandem Unrecht tun, aber ein Fotograf unterliegt eben einem gewissen Framing (schönes neues Wort) und in in diesem Kontext betrachtet er (oder natürlich auch sie) das Foto. Das Problem ist, dass mich das genau null interessiert.

    Und da wären wir auch bei einem meiner Projekte. Was ist, wenn man einer möglicherweise interessierten Gruppe von Nichtfotografen dazu auffordert etwas zu einem Foto zu sagen? Und hier geht es nicht darum etwas heraus zu interpretieren was der "Künstler" uns damit sagen möchte. Natürlich möchte der Künstler etwas damit ausdrücken, aber wenn er es jetzt hier nieder schreiben würde, würde das wiederum einen Kontext beim Betrachters setzen welcher das Denken in eine Richtung lenkt. Und genau das ist nicht gewünscht.

    Es geht natürlich darum sich mit einer Situation/Momentaufnhame auseinander zu setzen. Aber in welcher Art und Weise und mit welchem Ergebnis soll unabhängig davon sein, was der Fotograf dazu im Kopf hat. Denn jeder nimmt Dinge auf unterschiedliche Art und Weise wahr. Ich z.B. bin ein extremer Rationalist/Logiker und denke wenig emotional.

    Somit sehe ich eine Fotografie nicht als Rahmen sondern eher als Schlüssel zu möglicherweise neuen Erkenntnissen. Und wenn dann noch ein Austausch dazu statt findet ist das eigentlich optimal. Aus meiner Sicht. Damit will ich sagen: die Gedanken sollen frei sein.

    Stellt sich noch die Frage, warum das jetzt so eine popelige monochrome Aufnahme ist. Da ist ja nicht mal Farbe drin. Das ist relativ schnell erklärt. Oder vielleicht auch nicht. Es geht eher um das, was man im Alltag nicht so sehr wahrnimmt. Wird etwas wahrgenommen ist es meist etwas bei dem wir uns wohl fühlen, was uns ein angenehmes Gefühl gibt. Es sind meist die schönen Dinge, die einen überall anspringen und die uns genau deswegen auffallen. Weil sie schön und harmonisch aussehen. Das ist bei Fotos ähnlich. Wer liebt nicht den perfekt präsentierten Sonnenuntergang oder das makellose Gesicht eines Models. Der Mensch ist besessen vom Schönen, das Normale, Hässliche oder gar Unangenehme wird bewusst ausgeblendet. Gleichzeitig ist das Schöne etwas, das meist einfach nur konsumiert wird. So gesehen ist das uns umgebende Normale aus meiner Sicht schon als Kritik am überzeichneten Schönen zu sehen. Ich merke aber gerade, wie ich abschweife...

    Ok. Also das war es soweit erstmal. Wo will ich damit hin? Das weiß ich noch nicht. Ich würde es erstmal so laufen lassen und dann vielleicht auch gemeinsam mit euch schauen, was man daraus machen könnte.

    Wie gesagt: ich enthalte mich erstmal mit meiner eigenen Interpretation zu meinem Foto. Die Gedanken sind frei. Legt einfach los wenn ihr Lust habt.

    Was sieht man auf dem Foto? Abgebildet sind ein paar verschachtelt stehende fensterlose Hauswände. Auf einer Wand ist eine große, annähernd quadratische Fläche für Plakatwerbung zu sehen die zurzeit nicht benutzt wird und langsam verfällt da sie aus Holz ist. Davor ist ein kleiner Parkplatz auf dem drei Auto stehen sowie ein Bürgersteig. Der Himmel ist grau mit ein paar dunklen Flecken. Das Foto ist am heutigen Sonntag (10. Mai 2020) gegen 12:00 Uhr aufgenommen worden.

    Ich habe das Foto nochmal in hoher Auflösung an den Beitrag gehängt. Und sollte wirklich jemand zu dem Foto ähnliche Gedanken haben wie ich gibt's dafür eines der Liquids die hier bei mir so rumstehen.

  • Das ist ganz klar ein „Kunst-Drive-In“. Das Bild des noch unbekannten Malers abstrakter Werke namens Schwarz hängt dort. Man kann ganz nah ranfahren um nicht aussteigen zu müssen. 😉

  • Ich sehe es mit verschiedenen Gedanken.

    Ein Bild wie aus den 70ern, nur mit Modernen Autos.

    Dann mal wieder, was ist hinter der Mauer und wie schaut das Haus wohl aus und wie generell dahinter.

    Davor hat es Ingo exakt für mich beschrieben, wie ein Autokino mit Kunstbild zum anschauen in Zeiten von Corona.

    Thomas, es ist wieder ein sehr schönes Bild und in Farbe hätte es wahrscheinlich für mich nichts Besonderes.

  • Als Berufskraftfahrer fällt mir sofort auf, dass der Kollege, der den Golf fährt, entweder unfähig oder rücksichtslos ignorant ist. Sogar der Kombi auf der linken Seite hat genug Platz den Gehweg frei zu halten während der Golfer seinen Arsch ungeniert auf dem Gehweg rumhängen lässt.

    Aber gut, vielleicht tu ich ihm ja Unrecht und er hält nur genug Abstand um @Ingos Kunstwerk besser auf sich wirken lassen zu können.

  • Ist bestimmt Thomas sein Auto, da das Nummernschild zu erkennen ist.

    Was ein Banause:lol04::lol02:

  • Meine Gedanken dazu:

    Was ist hinter der Mauer ? Grenzt dort ein Garten an die Wand oder eher eine schnöde Garage ? Die Plakatwand sieht aus wie ein abstraktes Gemälde, das asymetrisch an der Wand hängt.

    Wissen nutzt nur wenn man es anwendet. :midi36:

    footer1580945957_19460.png

    Es wurde bereits alles gesagt - nur noch nicht von jedem ;) (Karl Valentin)

  • Ich sehe da verschmodderte Reste einer Sperrholzplatte, auf welche früher Werbeträume gekleistert wurden.

  • Das Nummernschild ist mir als erstes aufgefallen. Ein fremdes wird es nicht sein, das hättest du wahrscheinlich nicht gepostet.

    Da kommt gleich das alte Holzauge wieder durch.

    Edit: Die Vermutung, was der Fotograf damit ausdrücken will, wieder gelöscht. Soll ja nicht beeinflussen. :emojiSmiley-06:

    3 Mal editiert, zuletzt von Cumulus (10. Mai 2020 um 23:28)

  • Das Fahrzeug gehört nicht mir und das Kennzeichen habe ich absichtlich nicht bearbeitet weil das Foto verfremdet würde.

    Es ist auch nicht prinzipiell verboten KFZ-Kennzeichen auf Fotografien öffentlich zu machen solange das Persönlichkeitsrecht nicht verletzt wird. Und das ist hier der Fall, da auf den Fahrzeughalter keine Rückschlüsse möglich sind. Anders sähe es aus, wenn z. B. eine Hausnummer oder ein Klingelschild direkt daneben zu sehen wäre.

  • Umso länger ich das Bild betrachte, umso mehr kommt mir der Gedanke der Vergänglichkeit und des Zerfalles.

    Mir schießt so viel durch den Kopf, denn solche Werbeplakate werden in der Heutigen Zeit,

    von elektronischer Werbung immer seltener und ob es den Beruf des Plakatklebers überhaupt noch so gibt.

    Die Plakatwerbetafel, ein Relikt aus vergangenen Tagen.

    Und darüber (oben) noch ein Werbeschild, der Plakattafelfirma ?

    Man Thomas, was ein Bild.

    Lange Zeit haben mich die Autos und der Hintergrund abgelenkt.

    Aber den Fokus nur auf das wesentliche im Vordergrund gerichtet,

    bekommt das Bild eine gewichtige Bedeutung für mich.

    Einmal editiert, zuletzt von ice-land (11. Mai 2020 um 00:01)

  • Nun, ich schau mal in meine Glaskugel, und ich sehe zurück in der Zeit.

    In eine Zeit, als der Golf noch etwas anders aussah, und diese Wohnungen von jungen Ehepaaren bewohnt wurden, essen gab es um 7, denn bei Hoechst war meistens punktlich Schluss, und die Tagesschau um 8 musste Papa natürlich sehen, wie es schon sein Vater tat.

    Manchmal regte Papa sich auch auf, zum Beispiel über diese Terroristen wie den Holger, den Andreas oder die Ulrike. Manchmal waren auch die haschgiftsüchtigen Studenten Ziel der Verachtung, auch wenn er manchmal, ganz heimlich natürlich, auf die Brüste der Studentinnen sah, die sich unter den weiten Hemden abzeichneten. Nein, ich schweife nicht ab, denn auf dem Plakat war damals Werbung für die neue, nun ja, wir machen keine Produktwerbung, sagen wir einfach, eine auf Mode und Strickmuster spezialisierte Zeitung, auf der eine gewisse Uschi war. Ein gewaltiger Skandal, hatte diese es doch gewagt, in einer Kommune zu leben und nicht mal das weite Hemdchen zu tragen, was uns zu den, auch hier wollen wir den Namen nicht nennen, führt.

    Deren Ältester hat grade, sehr zu Papas missfallen nicht nur sein Studium, sondern auch den Job bei Opel geschmissen, um mit diesem Joschka und dem Tom und einem französischen Juden die Revolution vorzubereiten.

    Und wer steht heute wo?

    Nun, das junge Ehepaar lebt dort immernoch, die Kinder sind aus dem Haus, er hatte Glück und arbeitet heute bei Novartis, so dass sie ihre Sekretärinnenstelle wieder aufgeben konnte, der Holger, die Ulrike und der Andreas starben in dieser Reihenfolgen in den nächsten Jahren, Uschi wurde zum Prototyp des Groupies, und eines der wenigen, die sehr gut damit gefahren sind, sie ist bis heute berühmt, kein Rückblick auf diese Zeit kommt ohne das berühmte Foto mit dem Reiner aus, beide nur in Jeans, mit wallenden Haaren, die Schöne und der Rebell, die Frau des älteren Ehepaares ist heute alleine, vor zwei Jahren ist ihr Gatte ruhig entschlafen, der Sohn folgte dem Joschka erst nach Wiesbaden, später nach Berlin, wo er heute als Beamter arbeitet, der Tom wird manchmal überlegen, ob er nicht doch ein bisschen Geld hätte behalten sollen, von dem, das er kurz darauf erbte, aber alles in allem hat er es in der Lokalpolitik weit gebracht, und der französische Jude zog nach Strassburg und Brüssel (mittlerweile als doppelter Staatsangehöriger, daher ist die Beschreibung nichtmehr aktuell), allerdings zieht die Liebe ihn, wie auch den Joschka immer wieder in die Region. Das Viertel selbst erlebte einen Abstieg, da man lieber direkt in der Stadt wohnt, und die Leute eben alterten, keinen den man so direkt sieht, man war weiter in der Mittelschicht, aber die Kneipen wurden weniger, der Sportverein existiert nicht mehr, und auch Geschäfte gibt es weniger als damals, man hofft, dass sich der Kreislauf nun, da die Alten sterben, wiederholen wird, das Junge Leute kommen, denen die Stadt zu teuer ist. Und der Amir hat jetzt ja auch so einen Barbierladen eröffnet, was zwar zuerst komisch war, aber doch nach und nach den Geschmack mancher Leute trifft, denn der Amir ist ja auch ganz anders. dem seine Frau trägt kein Kopftuch, und die ist auch nicht wie er aus dem Iran, sondern aus Bosnien, außerdem ist dieser Kaffee, den es bei ihm zur Rasur gibt, sehr lecker. Und vielleicht wird deren Sohn ja auch eine weitere Geschichte schreiben, die dieses Land prägen wird, es wäre dem kleinen Daniel Alireza zu wünschen.

    Ich hoffe, ich habe das Thema nicht ganz verfehlt, mit diesem kleinen, nicht ganz vollständigen Abriss der Geschichte eines Parkplatzes, der irgendwie auch die Geschichte dieses Landes erzählt. Für die aufmerksamen, 8 Personen des Zeitgeschehens sind in dieser Geschichte zu finden, man könnte also durchaus sagen, dieser unscheinbare Ort sollte nicht unterschätzt werden.

    #Denkmalschutz

    Bekommt man da noch einen Draht mehr rein?

  • Ich tippe eher auf Nachkriegszeit, die Garagen sind eher für diese Zeit typisch.

    Aus Hanau und weiteren kleineren Städten des Rhein-Main-Gebiets jedenfalls kenne ich diese Art zu bauen als Baujahr 195X meistens.

    Nur die Holzverkleidung am Haus hinten passt nicht, die könnte aber auch neuer sein als das Haus.

    Bekommt man da noch einen Draht mehr rein?

  • Ich wollte nicht tatsächlich die Bauten datieren, falls Du mich so verstanden hast DoDoDampft :lol04:

    Feinster Kubismus der 20er, wie aus dem Styroporblock geschnitten (wenn Thomas es mit der Korrektur der stürzenden Linien nicht fast ein wenig übertrieben hat).

    Das asymmetrisch angeordnete Objekt einer heruntergekommenen Plakatwand, eine Reminiszenz an die wohltuend gardinenlosen Fenster des angeheneden Jahrhunderts, Mondrian trifft Pollock...

    ... ein Fingerzeig in den spät(er)en Expressionismus der 40er Jahre

    Zum Expressionismus aus Wikipedia:

    ... die Parodie des „Erhabenen“ bei gleichzeitiger Heroisierung des Banalen;

    ...
    Darin wird ein Destruktionswille erkennbar, der sich gegen ein dekadent-erschlafftes und wohlanständiges Bürgertum der Wilhelminischen Epoche [repräsentiert durch das Zeltdach Anm. Elke] wie auch gegen die Genussästhetik des Impressionismus und Jugendstils wendet, wobei das Ziel der Stimulation oft unklar bleibt.

    :lol02:

  • Moin :hallo3:

    Muss man was hinein interpretieren ?

    Ick sach mal so....

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Einmal editiert, zuletzt von Fr. Tetzlaff (12. Mai 2020 um 11:41)

  • wenn Thomas es mit der Korrektur der stürzenden Linien nicht fast ein wenig übertrieben hat

    Nee, Thomas hat die Kamera einfach nur halbwegs gerade gehalten und dann das Foto noch um ein paar Grad gedreht bis horizontale und vertikale Linien so halbwegs in ihrer Flucht waren. ;) Großartige Bildkorrekturen oder gar eine Retusche (etwas hinzuzufügen oder zu entfernen) sind nicht Sinn und Zweck der Dokumentarfotografie.

    Aber dank dir, Elke, sehe ich mein kleines Dorf nun mit ganz anderen Augen. Die Gegend hier ist schon sehr lange besiedelt und einige Häuser im Ortskern sind ein paar 100 Jahre alt. Und ich kann dir versichern, dass hier jede Strömung in der Architektur vollkommen unbeachtet blieb. Diese scheinbar dem Kubismus der 20er Jahre entsprungene Komposition (hast du schön beschrieben, ich habe keinen Schimmer von Architektur oder Kunstgeschichte) ist zufällig so entstanden weil sie zweckmäßig für die Eigentümer war.

    Ich danke euch schon mal für eure Gedanken und die daraus gewonnenen Erkenntnisse dazu. Ich werde mich dazu auch noch auslassen. Demnächst. ;)

    Muss man was hinein interpretieren

    Nein, muss man natürlich nicht. Es ist ja nur eine Mauer mit einer herunter gekommenen Werbefläche.

  • Das sah ich als allererstes. Da guckt jemand sinnierend in seinem Sesselsitzend vor sich hin und lässt den Gedanken freien Lauf. Der Rest hatte mich nicht weiter interessiert, sorry Thomas 😉

    #IchDampfeIchWähle #

  • Darf ich auch noch?

    Ich sehe in den Plakt eine Art Fenster, eine Art weiterführenden Weg, den man nur nicht gehen kann (und erst recht nicht mit den Autos fahren), weil man den Blick für den Eingang verloren hat.

    Aber wenn man es könnte ... dann würde man nicht einfach auf der anderen Seite der Mauer landen. Also dort, wo man landen würde, ginge man nur einfach darum herum.

    Sondern an einem ganz anderen Ort ... oder einer anderen Zeit ...

    Dadurch lässt mich dieses Foto tatsächlich ein wenig träumen.

    footer1551463499_19081.png

  • Ich würde erst mal den Schwarz anrufen, er solle sich doch mal um seine verfallene Tafel kümmern, dann müsste da Unkraut weg(ja es gibt kein Unkraut, sondern nur erwünschte und unerwünschte Kräuter), die Fassade dürfte teils neu verputzt und gereinigt werden. Außerdem liegt da Müll neben dem Fusion und dem Golf ;)

    Ach, insgesamt sehe ich 4 Autos

    Einmal editiert, zuletzt von Illmix (27. Mai 2020 um 08:51)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!